DIE STIFTUNG PREUSSISCHER KULTURBESITZ?
: Sich an den Welfenschatz klammern

Es wird heftig gerungen um den bedeutendsten deutschen Kirchenschatz. Die rund 42 mittelalterlichen Reliquien gehören zurzeit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (kurz: SPF). Und die will den Schatz um keinen Preis hergeben. Klammern, bis der Anwalt kommt. Am Freitag erklärte Stiftungspräsident Hermann Parzinger, der Welfenschatz, der im Berliner Kunstgewerbemuseum steht, sei keine NS-Raubkunst. Der preußische Staat hätte die Exponate 1935 rechtmäßig von jüdischen Kunsthändlern für 4,25 Millionen Reichsmark gekauft. Die Kunsthändler seien zwar Verfolgte gewesen, keine Frage, der Verkauf sei dennoch unter „gleichberechtigten Partnern“ abgelaufen. Die Händler hätten einen fairen Preis erhalten und hätten über das Geld frei verfügen können, so die Stiftung. Wer etwas anderes behaupte, müsse greifbare Anhaltspunkte dafür liefern, dass der Betrag nicht oder unvollständig ausbezahlt wurde.

Die in den USA lebenden Erben der „gleichberechtigten Partner“ sehen das etwas anders. Sie hatten vergangenes Jahr durch ihren Anwalt Markus Stölzel ein Restitutionsbegehren eingereicht. Stölzel wirft der Stiftung jetzt „Schlussstrichmentalität“ vor und will ihre Entscheidung so nicht hinnehmen. Aus gutem Grund stünden NS-Opfer und ihre Nachkommen nicht in der Beweislast, so legten es international anerkannte Prinzipien zur Kunstrestitution fest. Dass die Stiftung die Beweispflicht jetzt von seinen Mandanten fordere, sei ein „nur als zynisch zu bezeichnendes Verlangen“, erklärte Anwalt Stölzel.

Welch ein Stress für die SPK und die Berliner Museumslandschaft. Was mussten sie in letzter Zeit nicht alles ertragen. Erst will Ägypten die Nofretete zurückhaben, dann heißt es, die Büste sei gar nicht 3.000 und noch was, sondern nur läppische 97 Jahre alt, und jetzt der Welfenschatz. Kein Wunder, dass die kämpfen wie die Hunde. Wenn die Berliner Museen alles, was sie unter dubiosen Umständen erworben haben, zurückgeben müssten, könnten sie gleich dichtmachen. PW Foto: SPK