Gegen die Strömung

Böse verirrt: Am Strand der ostfriesischen Insel Baltrum wurde eine tote Weißschnauzendelphinin gefunden

Die Nachricht kam im pietätvollen Abstand von drei Tagen. Bereits am Wochenende ist am Strand der nordfriesischen Insel Baltrum ein Weißschnauzendelphin gefunden worden. Der tote Körper des 2,35 Meter langen weiblichen Tiers „dümpelte nach dem Wintersturm bereits zwischen den Buhnen am Westkopf der Insel“, so die Verwaltung des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer.

Eigentlich ist es nicht die Art der Weißschnauzendelphine, sich an Nordseestrände zu verirren. So hat man an der niedersächsischen Küste seit Beginn der Zählungen 1983 erst 16 „Totfunde“ registiert. „Pottwale stranden bei uns häufiger als Weißschnauzendelphine“, sagt Imke Zwoch, die Pressesprecherin des Nationalparks.

Ein Zusammenstoß mit Schiffen scheidet als Todesursache vermutlich aus. Das Tier habe keine äußeren Verletzungen gehabt, die den Tod herbeigeführt haben könnten, erklärte die Nationalparkverwaltung. Weißschnauzendelphine schwimmen zwar gerne in der Bugwelle von Schiffen, doch gelten sie als äußerst vorsichtig.

Eine mögliche Erklärung für den Todfall ist das komplizierte Ortungssystem der Wale, zu denen die Delphine gehören. Bei männlichen Pottwalen hat man herausgefunden, dass sie sich gegen die Strömung orientieren, um zu ihren Familenverbänden zurückzufinden. „Wenn sie in den Gezeitenbereich kommen, schwimmen sie gegen Ebbe und Flut, immer hin und her“, sagt Nationalparksprecherin Zwoch. Die Wale machen das so lange, bis sie verenden.

Weißschnauzendelphine leben vorzugsweise in der Hochsee, wo sie sich in Verbänden von 6 bis 20 Mitgliedern leben von Kopffüßlern, Schwarmfischen und Krebsen ernähren. Im Wattenmeer vor den ostfriesischen Inseln halten sie sich nur zum Durchschwimmen auf. Eine nicht ganz ungefährliche Angewohnheit, wie der Fall vom Wochenende zeigt.

Nach geltendem EU-Recht ist der Weißschnauzendelphin, der sich vom Gewöhnlichen Delphin durch die extrem kurze Schnauze unterscheidet, streng geschützt. Auf der „Roten Liste“ für das Wattenmeer steht er als „gefährdeter Durchzügler“. Der einzige Trost ist, dass man dem Delphinweibchen wohl auch nicht hätte helfen können, wenn man es lebend gesichtet hätte. Versuche, die Tiere ins offene Wasser zurückzubringen, hat es gegeben, immer ohne Erfolg. Die sterblichen Überreste sollen nun im Oldenburger Landesmuseum ausgestellt werden. wie