Containerfürst gestürzt

Zu schlichtes Programm, zu viele nicht eingehaltene Versprechungen und ein kleiner Gefallen für die Lebenspartnerin: Der RTL 2-Geschäftsführer Josef Andorfer muss seinen Stuhl räumen

AUS MÜNCHEN KLAUS RAAB

RTL 2 ist, wenn nichts passiert im Container, und das ist das Programm. Wenn dann aber doch etwas passiert, passt das nicht ins Konzept, und man spricht nicht darüber. RTL 2-Geschäftsführer Josef Andorfer muss zum 1. Februar gehen. Vom Sender kam dazu nur die Stellungnahme: „Andorfer ist Geschäftsführer“, an Spekulationen wolle man sich nicht beteiligen, so Sprecher Conrad Heberling. Doch niemand dementierte die Meldung – ein sicheres Zeichen: Andorfer fliegt. Der kaufmännische Leiter von RTL 2, Jochen Starke, wird als Nachfolger gehandelt.

Trotzig schickte der Sender die eigene positive Bilanz des vergangenen Jahres an die Agenturen. Tatsächlich bestreiten auch Andorfers Gegner nicht die vorhandenen Erfolge: RTL 2 schloss das Jahr 2004 mit einem Marktanteil von 7,5 Prozent ab – nie war der Sender besser. Doch worüber Andorfer, dem mangelnde Fähigkeiten als Teamspieler nachgesagt werden, wohl unter anderem stolperte, war seine große Klappe: Er hatte mehr als 8,5 Prozent angekündigt. Auch der geplante Gewinn vor Steuern, 75 Millionen Euro, wurde verfehlt – RTL 2 schaffte 67 Millionen Euro. RTL 2 ist eine FDP des Fernsehens: Spaßprogramm und hehre Ziele, die am Ende unerreichbar sind.

Und Andorfer hatte sich noch mehr Eier gelegt. Als Stolperstein gilt auch, dass er seine private Liaison mit MTV-Chefin Catherine Mühlemann für Geschäfte nutzte: Der Musiksender strahlte die RTL 2-Show „Big Brother“ aus, zahlte dafür aber kein Geld. RTL 2 erhielt dafür Werbeplatz im Programm von MTV. RTL 2 nennt das eine „branchenübliche Marketingkooperation“, doch bei den Gesellschaftern Bertelsmann/RTL-Group und Tele München/Herbert Kloiber führte das zu Missmut – zumal Kloibers Tele 5 für die Ausstrahlung von „Big Brother“ zahlen musste. Am Ende stand nur noch der dritte Gesellschafter, der Bauer-Verlag, hinter Andorfer. Die Frage ist nun, ob und wie die Anteile in Folge der jüngsten Ereignisse neu verteilt werden und ob vielleicht RTL 2 inhaltlich wieder näher an RTL rückt.

RTL war seit längerem gegen Andorfer, auch weil der den Verkauf der Werbespots von der RTL-Tochter IP abgezogen hatte. Seine neue Akquisitionsstelle, El Cartel Media, war aber wenig erfolgreich. Die Werbeeinnahmen sanken, der Geschäftsführer, Christian Overlack-Baudis, ist daher kürzlich gegangen worden. Nachdem Andorfer noch 2003 einen neuen lukrativen Vertrag bis 2008 unterzeichnet hatte, hatte er in einem Interview angekündigt, er wolle weniger Programm von Gesellschafter Kloiber zeigen. Der Filmrechtehändler, der mit Bauer lange hinter Andorfer gestanden hatte, sagte nun kürzlich, dieser sei „keine unbestrittene Personalie“ mehr.

Eine Rolle spielte wohl auch Andorfers Vorliebe für Trash statt für Kloibers Filme, für „Big Brother“ zum Beispiel. Dieser Höhe-, Mittel- und Tiefpunkt des RTL 2-Programms soll ab 1. März übrigens ein noch dauerhafteres TV-Projekt sein. Wenn Andorfer will, hat er dann viel Zeit, sich den Käse, den er da fabriziert hat, anzuschauen.