Lass uns von Sex lesen

Abenteuergeschichten in der Sex-Boutique

Was liest die junge Frau von heute? Mädchenabenteuergeschichten? Richtig. Doch inzwischen sind es nicht mehr die Mitternachts-Pyjama-Partys der Zwillinge „Hanni und Nanni“, sondern beispielsweise die sado-masochistischen Rollenspiele von Pauline und Franzi, WG-Bewohnerinnen in Berlin-Kreuzberg. Erzählte Enyd Blyton von Internat-Alltag, Streichen und ersten Küssen, berichtet die Autorin Cornelia Jönsson in ihrem Roman „Spieler wie wir“ (Anais, 256 Seiten, 9,90 Euro) davon, wie die beiden ihre Leidenschaft leben, organisieren und wie sie versuchen, ihren (Beziehungs-)Alltag auf die Reihe zu kriegen: den etwas tumben Freund, unbezahlte Telefonrechnungen und die unfertige Doktorarbeit.

Junge Frauen schreiben freizügig über das Leben inklusive Sex. Gerade, weil es so alltäglich und präsent ist, was da an Nicht-Sex passiert, ist das nicht trivial. Der Anais-Verlag aus Berlin, der sich extra für diese Marktlücke gründete, wartet schon mit acht Büchern zum Thema auf.

Jönsson, noch keine 30, kennt sich gut in der Welt körperlicher Machtspiele aus. Ihr zweites Buch zum Thema, „111 Gründe SM zu lieben. Eine Verführung zur schmerzlichen Hingabe“ verklickert uns humorvoll, dass der SM-Freak der nette Perverse von nebenan an ist. Aber viel schlauer, aufgeschlossener und reflektierter als der Durchschnitts-„Vanilla“ oder „Stino“ (die Stinknormalen ohne Fetisch). Und viel mehr Sex hat er auch. Wer neidisch ist oder es nicht glauben will, soll heute Abend ins Sex-Kaufhaus auf dem Kiez gehen. IMKE STAATS

Do, 4. 6., 20 Uhr, Boutique Bizarr, Reeperbahn 35, Eintritt frei