„Entsetzlichster Ort“

Der Bundestag hat mit einem Staatsakt der Opfer des Nationalsozialismus gedacht

BERLIN KNA/AP ■ Mit einem Staatsakt hat der Bundestag am 60. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse nannte Auschwitz den „entsetzlichsten Ort der europäischen Geschichte“. Er zeigte sich besorgt über rechtsextreme Einstellungen, die in der deutschen Gesellschaft fest verankert seien. Thierse nannte das Verhalten der NPD-Abgeordneten im sächsischen Landtag eine „Schande“ und „eine enorme Herausforderung für uns alle“.

Es müsse verhindert werden, dass Neonazis die Erinnerung an die deutschen Opfer für ihre Propaganda missbrauchen, forderte er. Die Erinnerung an das eigene Leiden dürfe „niemals und nirgendwo dazu dienen, die Naziverbrechen zu relativieren“. An der Gedenkstunde nahmen auch Bundeskanzler Gerhard Schröder, das Kabinett und mehrere Holocaust-Überlebende teil.

Der Historiker Arno Lustiger, der mehrere Konzentrationslager und Todesmärsche überlebte, forderte ein härteres Vorgehen gegen Rechtsextreme. Der 80-Jährige bedauerte das Scheitern des NPD-Verbots. „Ist es nicht an der Zeit, dass deutsche Verfassungsrichter ihre Samthandschuhe ausziehen, wenn es sich um Feinde unserer Verfassung und unserer Demokratie handelt?“, fragte er.

Musikalisch wurde die Gedenkfeier von Wolf Biermann begleitet. Biermann trug Lieder aus dem „Großen Gesang vom ausgerotteten jüdischen Volk“ des in Auschwitz ermordeten Dichters Jizchak Katzenelson vor.