RTL durfte Baby-Show ausstrahlen

TV-STREIT Gericht lehnte Sendeverbot ab. Kritik an „Erwachsen auf Probe“ hält weiter an

Es war nicht anders zu erwarten: Gestern flimmerte die erste Folge der umstrittenen RTL-Reality-Show „Erwachsen auf Probe“ über den Bildschirm. Den Versuch des obskuren Netzwerks Familien e. V., die Ausstrahlung per Eilantrag zu verhindern, lehnte gestern das Verwaltungsgericht Köln ab. Familien e. V. hatte das Kölner Jugendamt aufgefordert, gegen RTL einzuschreiten

Doch das Kölner Jugendamt sei für derlei Fragen nicht die richtige Adresse, so die Richter zur Begründung. Es hätte allenfalls noch während der Dreharbeiten einschreiten können, wenn es dazu einen Anlass gegeben hätte. Nun gehe es aber um die Ausstrahlung der abgedrehten Reihe.

Außerdem gibt es in Deutschland keine Vorabzensur, über die Zulässigkeit des von der britischen BBC entwickelten Formats kann erst nach der Ausstrahlung die zuständige Kommission für Jugendmedienschutz befinden. Diese hatte bereits angekündigt, gleich die gestern gezeigte erste Folge prüfen zu wollen.

Bei „Erwachsen auf Probe“ geben Eltern ihre Babys bis zu vier Tage an Jugendliche ab, die mit den Kleinen dann das Mutter- und Vatersein üben. Das Sendekonzept – in späteren Folgen werden Klein- und Schulkinder sowie Teenager verliehen – hatte seit Wochen für heftige Kritik gesorgt. Bereits vorige Woche hatte sich die Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (BKE), in der Organisationen wie pro familia und der Deutsche Kinderschutzbund vertreten sind, gegen die geplante Ausstrahlung ausgesprochen.

Eine RTL-Sprecherin begrüßte die Gerichtsentscheidung. Und RTL-Altmeister Helmut Thoma beruhigte auf seine Weise die Gemüter: „Es sind doch alle Teilnehmer gecastet“, sagt der Ex-Senderboss dem Tagesspiegel: „Im realen Leben“ sei die Gefahr, an unbedarfte Babysitter zu geraten, „viel größer“. NA