„Ein Desaster für den Staat“

Detlef Train, Chef des privaten Sportwettenanbieters Intertops, kritisiert den staatlichen Marktführer Oddset. Dessen laxe Standards hätten den Fall Hoyzer erst möglich gemacht

taz: Herr Train, der DFB erwägt jetzt Wettverbote für Schiedsrichter, Spieler und Trainer. Ist das sinnvoll?

Detlef Train: Absolut, so ein Verbot ist überfällig. Die Frage ist nur, ob es – wie in England – ein Totalverbot sein muss oder ob Spielern erlaubt bleibt, auf den Sieg der eigenen Mannschaft zu wetten.

Die Deutsche Fußball-Liga will ein „Frühwarnsystem“ etablieren, das die Liga umgehend benachrichtigt, wenn ungewöhnlich hohe Wetteinsätze zu verzeichnen sind. Halten Sie ein solches Informationssystem für effektiv?

Ja. Dieser Vorschlag kommt ja von uns. Wir privaten Buchmacher verwenden so ein Frühwarnsystem schon heute. Es wäre gut, wenn die Liga das gleiche System benutzen würde.

Sie haben schon im Dezember gesagt, das Spiel Erzgebirge Aue gegen Rot-Weiß Oberhausen sei verschoben worden.

Nein, so habe ich das nicht gesagt. Aber unser Unternehmen hat in der Tat schon damals Unregelmäßigkeiten im Wettmuster erkannt und öffentlich gemacht.

Wie beurteilen Sie heute die Dimensionen des Wettskandals?

Es ist ein Desaster für alle Beteiligten – besonders für den Staat.

Wieso für den Staat?

In Deutschland dominiert die staatliche Firma Oddset das Wettgeschäft. Wir müssen mit Verwunderung feststellen, dass es bei Oddset in Deutschland offenbar möglich ist, rund 90.000 Euro in bar und anonym zu platzieren. Wenn dies möglich ist, müssen wir vermuten, dass Oddset nur geringe oder gar keine ordnungspolitischen Standards erfüllt. Deshalb stehen Manipulationen Tür und Tor offen.

Welche Reformen halten Sie für notwendig, um künftig Wettmanipulationen zu verhindern?

Der deutsche Staat sollte nur noch regulieren und eindeutige ordnungspolitische Rahmenbedingungen schaffen. Das Geschäft selbst sollte er nicht betreiben, sondern es Profis überlassen. Das wäre die Gewähr, dass solche Vorfälle nicht mehr vorkommen können.

Werden Sie in Zukunft stärker auf Wettbewegungen in Deutschland achten?

Unsere Firma ist von dem Fall Hoyzer nicht betroffen. Das zeigt, dass unser Risikomanagement effektiv ist. Daher sehe ich keinen Handlungsbedarf.

INTERVIEW: PATRICK ABELE