Wein saufen, Wasser predigen

„ZWEI STIMMEN“, 31. 1. und 1. 2, 19.30 Uhr, HAU 1, Stresemannstr. 29

Das Ein-Mann-Spiel „Zwei Stimmen“ basiert auf Texten Pier Paolo Pasolinis über Intellektuelle, Unternehmer und Kirchenfürsten, die an den Hebeln der gesellschaftlichen Macht sitzen und sich nicht scheuen, diese skrupellos zu nutzen, dabei aber gleichzeitig einen auf moralisch machen. Inszeniert hat das Stück der Regisseur Johan Simons, der im HAU schon mit „Der Fall der Götter“ und Shakespeares „Richard III“ zu sehen war. Simons braucht für die „Zwei Stimmen“ nur einen einzigen Schauspieler. Jeroen Willems spielt zunächst einen höflichen, etwas schüchternen Partygast, der auf einem Stuhl an einem Tisch Platz nimmt und sich während der nächsten zwei Stunden einmal rund um die Tafel isst und trinkt. Bei jedem neuen Stuhl vollzieht sich ein Rollenwechsel, und allzu oft wirkt dieser ziemlich diabolisch, wenn er etwa einen Manager mimt, der von gesellschaftlicher Verantwortung schwafelt. Und einmal wird Jeroen Willems ganz unerwartet zum attraktiven Transvestiten, der besoffen vom Tisch herunter mit einer halb leeren Flasche zwischen den Beinen vor die erste Zuschauerreihe pinkelt. Willems’ Wandlungsfähigkeit und die vielen Geschichten, die er erzählt, machen die Inszenierung zu einer überzeugenden Sache.