WAS MACHT EIGENTLICH ...die Berliner Rumpelpiste?
: Auf und nieder gehen

Es ruckt, rockt und rackert so sehr auf Berlins Straßen, dass die gelben Engel nun meinen, Tacheles reden zu müssen. Berlin habe das marodeste Straßennetz Deutschlands, ließ der ADAC, der größte Autolobbyverband des Landes, wissen. Auf einer Fachtagung der Motorisierten stellte sich heraus, dass alle großen Städte mit Schlaglöchern „zu kämpfen“ hätten – doch „nirgendwo sei die Situation so fatal wie in Berlin“, sagte ein aufgelöster Leiter der Abteilung Verkehr beim Berliner ADAC.

Moment mal! Seit in der Hauptstadt Wahnsinnige nicht mehr auf lückenlosen Teerbahnen dahinfegen können, ist das Straßenleben hier um einiges gesünder geworden. Langsam fahren verbraucht zudem weniger Sprit und erübrigt Tempo-30-Debatten in den BVVs. Doch wir wollen nicht oberlehrerhaft sein. Schließlich zieht Berlin auch einen gewissen Stolz aus der Tatsache, die einzige europäische Hauptstadt zu sein, die Straßen wie in Kinshasa hat. Unser postkolonialer Beitrag, sozusagen.

Den Freunden des amerikanischen Traums von „country road“ sei außerdem gesagt, dass auch hier Berlin auf dem besten Wege ist: Denn Washington oder L. A. haben mehr Schlaglöcher, als BerlinerInnen Steuern zahlen. Das müsste den ADAC kleinlaut stimmen – schließlich ist in den USA Autofahren ein Synonym für Sein schlechthin. Zu laut jammern sollten die Straßenengel ohnehin nicht, denn noch sind die Privatfahrer bei der Straßenmaut ungeschoren geblieben. Angesichts klammer Kommunen könnten aber Löcherlamentierer bald ein Schlaglicht darauf werfen. AW
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