Zwei Cent Dividende für jeden

TV-KRISE Gedämpfte Stimmung bei der Hauptversammlung von ProSiebenSat.1

Die Buben in der zweiten Reihe sehen aus, als wären sie noch nicht mit der Uni fertig. Das ist der Aufsichtsrat. Der Mann vorn am Pult redet wie ein grauer kleiner Filialleiter. Das ist der Vorstandsvorsitzende. „Ich komme aus Hannover, bin 50 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Söhne“, sagt Thomas Ebeling. So sieht bei ProSiebenSat.1 das Spitzenpersonal aus, seit die Finanzinvestoren KKR und Permira den Fernsehriesen übernommen haben. Die Zahlen sind mies. Visionen für die Zukunft hat keiner.

„Ich gehe davon aus, dass wir unsere Kreditverpflichtungen weiterhin erfüllen werden“, sagte Vorstandschef Ebeling bei der Hauptversammlung am Donnerstag in München zu den Aktionären. Besonders sicher klang er nicht. KKR und Permira haben der Sendergruppe Schulden von 3,4 Milliarden Euro aufgebürdet. „Das ist kein Anlass für schlaflose Nächte.“ Dass man die Schulden in den kommenden zwei Jahren groß abbauen werde, sei allerdings wenig wahrscheinlich.

So redet Ebeling viel vom Sparen, von Kostensynergien und Ressourcenvernetzung. Für die Aktionäre gibt es nur 2 Cent Dividende je Aktie, insgesamt 2,1 Millionen Euro. Vor einem Jahr hatte man noch satte 270 Millionen ausgeschüttet. Die neue Sparsamkeit bei ProSiebenSat.1 werde sich nicht im Programm niederschlagen, verspricht Ebeling. „Wir müssen uns mit unseren Programm-Investitionen vor niemandem verstecken.“ Man habe Stefan Raab, Oliver Pocher und Franz Beckenbauer, Sabine Christiansen und Stefan Aust.

Die Aktionärsvertreter sind damit nicht zufrieden. „Die Großaktionäre haben sich im vergangenen Jahr reichlich bedient“, sagt Daniele Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Die Versammlung lasse sich mit einem Satz zusammenfassen: „Hurra, wir leben noch.“

BERNHARD HÜBNER