RUSSFILTER IM DIESELMOTOR – IMPULS FÜR DIE AUTOMOBILINDUSTRIE
: Einfach öko

Ein deutsches Lieblingsvorurteil geht so: Ökonomie und Ökologie passen nicht zusammen. Fundamentalistisch betrachtet, ist da natürlich viel dran: Ohne Autoindustrie gäbe es zum Beispiel jene Umweltschäden nicht, die Straßenverkehr verursacht. Derartige Fundamentaldebatten sind heute aber ebenso wenig zeitgemäß wie das zitierte Vorurteil.

Zum Beispiel verfügen dieselbetriebene Pkws, verglichen mit benzingetriebenen Modellen, über robustere und effizientere Motoren – und sind damit weniger klimaschädlich. Um ihren Absatz zu fördern, begünstigte die Kohl-Regierung einst die Dieseltechnik bei der Kfz-Steuer. Mit Erfolg: Ihr Absatz stieg rasant auf heute fast 40 Prozent Marktanteil. Allerdings hat die Technik einen Schönheitsfehler: kleinste karzinogene Partikel, genannt Dieselruß. Nicht, dass es keine technischen Lösungen gegen diesen Schönheitsfehler gäbe. Diesmal ist es aber die Politik, die die Erfolgsgeschichte Dieselmotor bremst und nebenbei ein riesiges Konjunkturprogramm abwürgt: Würde der Einbau von Dieselfiltern steuerlich mit 600 Euro gefördert, kämen allein 200 Millionen Euro Mehrwertsteuer mehr in Hans Eichels Kassen. Würden Autos ohne Filtertechnik stärker belastet, könnte der Steuervorteil kostenneutral gestaltet werden. Das erhöht den Druck zur Nachrüstung. Ökologische Überlegungen könnten also einen ökonomischen Impuls für den Autostandort Deutschland auslösen. Dieses Prinzip ist nicht neu: Eine entsprechende Steuerpolitik verhalf in den 80er-Jahren dem Katalysator zum Durchbruch. Was sich einst bewährt hat, soll heute nicht mehr taugen: Der Finanzminister weigert sich, die Nachrüstung zu fördern.

Mittlerweile hat die EU die Grenzwerte für Dieselruß weiter drastisch verschärft. Dass also der Dieselrußfilter absehbar auch von deutschen Herstellern zum Standard erhoben wird, ist völlig klar. Völlig unklar ist dagegen, warum sich die einst so innovationsfreudigen deutschen Autobauer derart gegen den technischen Standard der Zeit sträuben. Wahrscheinlich hängen sie einem Lieblingsvorurteil nach: Ökonomie und Ökologie passen nicht zusammen. NICK REIMER