„Irre Begegnungen“

Das „Welttheater“ sucht die Widersprüche

taz: Das „Bremer Welttheater“ gehört zu den 32 ausgewählten Modellprojekten des Bundesprogramms „Vielfalt tut gut“. Wieso beschäftigen Sie sich jetzt mit Kakao?

Dzenet Hodza, Welttheater: Weil wir in der neuen Produktion das Thema Menschenrechte thematisieren. Die jungen Akteure setzen sich mit Entdeckung, Produktion und Vermarktung und der „bitter-süßen“ Zweideutigkeit des Genussmittels auseinander. Die Handlung erzählt von einem Filmteam, das in Südamerika Werbeclips für Kakao dreht und mit der Wirklichkeit der Plantagenarbeit konfrontiert wird. Das Aufeinanderprallen der Kulturen und Werte zeigt die Missstände auf teilweise sehr komische Art auf. Der Stil dieser Produktion ist an die Comedia delle Arte angelehnt und wird durch Musik und Tanzelementen bereichert.

In Ihrem Konzept betonen Sie die Unterschiedlichkeit der Teilnehmer und definieren als eines Ihrer Ziele, eine gemeinsame Identität zu stiften. Ist das nicht in sich widersprüchlich?

Wir arbeiten mit Jugendlichen aus unterschiedlichen Nationen, sozialen Hintergründen und ungleichem Bildungs- und Sprachniveau. Und doch machen wir die Erfahrung, dass gemeinsame Theaterarbeit zusammenschweißt und den eigenen Horizont erweitert. Das sind schon irre Begegnungen, die da stattfinden. Widersprüche, Irritation und Konflikte sind auf der theatralen Ebene sehr dazu geeignet, neue Sichtweisen zu ermöglichen. Transkulturelles Bewusstsein muss wachsen dürfen und braucht Zeit.

Wie ist die Spannbreite der Teilnehmer bei Ihrem aktuellen Projekt?

Wieder sehr groß. Einige waren schon bei „Abgefahren“ dabei, aber viele sind auch einfach irgendwann weg – zum Teil leben sie hier ja unter sehr schwierigen Bedingungen. Einige bilden wir gleichzeitig zu Mentoren aus, die dann selbst Aufgaben wie Aufwärmtrainings und Übungenanleiten übernehmen. Es tut ihnen sehr gut, in die Verantwortung gezogen zu werden.

Interview: HB

Öffentliche Probe von „Bitter-süßer Kakao“: Samstag, 19 Uhr, Chinelo-Theaterhaus in der Feldstraße 103