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leserinnenbriefe

■ betr.: „Das Paradies der freien Liebe“, sonntaz vom 30. 5. 09

Der zentrale Unterschied fehlt

Der herausgehobene Text zum Foto einer matriarchal lebenden Mosuo ist: „Die Männer leben da besser, wo die Frauen das Sagen haben. Sie arbeiten viel weniger als im Patriarchat. Sie sind den ganzen Tag mit Freunden und jede Nacht mit einer anderen Frau zusammen.“ (Honni soit qui mal y pense.) Das wird im Interview wiederholt.

Ganz abgesehen davon, dass man das auch Männern weder hier noch dort zumuten möchte, ist es typisch: Mit westlich symbolisierten Augen wird als Erstes eine freie Liebe gesehen bzw. projiziert, die dort, soweit sie suchehalber praktiziert wird, nichts Prostituierendes hat. Im Gegenteil ist ihr Sinn, dass sich auch längerbestehende Partnerschaften herausfinden lassen. Deren Dauer richtet sich nach der gegenseitigen Zuneigung und nicht nach dem sakralen oder säkularisierten Gesetz. Die Frauen haben ihre eigene Existenz und brauchen ihren Körper auch nicht zu verkaufen, auch nicht durch internalisierte Zwänge. Denn die gesellschaftliche Einbettung aller Beziehungen wird in und unter den Clans sehr demokratisch ausgehandelt und dabei hat Individuelles, Privates einen großen Stellenwert, auch wenn dass gewählte matriarchale Oberhaupt im Zweifelsfall die letzte Entscheidung hat. Dieser zentrale, entscheidende Unterschied zu unserer Kultur fehlte in Ihrem Interview – und das in der taz! Die Anmerkung: „Sollten die Frauen sich verlieben, dann empfängt die Frau nur diesen Mann“, geht völlig unter.

HEILWIG KÜHNE, Fischerhude

■ betr.: „Erste Ampel im Supermarkt“, taz vom 4. 6. 09

Ein Riesenschritt

Der Vorstoß von Frosta ist ein kleiner Schritt für ein Unternehmen, aber ein Riesenschritt für die Wirtschaft. Denn zum ersten Mal wird den Verbrauchern direkt vor Augen geführt, dass Lebensmittel nicht nur gute Inhaltsstoffe enthalten. Eine Bewusstseinsschärfung, die auch dann funktioniert, wenn sämtliche Lichter zunächst auf Grün zeigen. Schließlich assoziiert man eine Ampel immer mit allen drei Farben. Großer Verlierer ist wieder einmal die Politik. Denn dadurch, dass sie sich von Lobbyisten in die Suppe spucken lässt und eigene Maßnahmen verweigert, wird sie von der Wirklichkeit zunehmend überholt! RASMUS PH. HELT, Hamburg

■ betr.: „Mutloses Reförmchen“, taz vom 3. 6. 09

Waffenrecht

Der Einschätzung von Ulrich Schulte kann man nur zustimmen. Darüber hinaus lässt sich jetzt schon mit Gewissheit sagen, dass auch die neuen Regeln zur schärferen Kontrolle der Aufbewahrungspflicht von Waffen nicht viel bewirken werden. Sollte der Gesetzestext tatsächlich so formuliert sein wie in der taz dargestellt, wäre das eine Verhöhnung der Bürger. Dort heißt es: „Waffenbesitzer können … unabhängig von einem Verdacht kontrolliert werden, wenn es begründete Zweifel an einer sicheren Aufbewahrung gibt.“ Der zweite Halbsatz neutralisiert den ersten! Werden in Deutschland wirklich so Gesetze gemacht? HARTMUT GRAF, Hamburg

■ betr.: „Gottlos glücklich auf Deutschlandtour“, taz vom 30. 5. 09

Atheismusbeweis kann es nicht geben

„Gott ist tot“, sagen Agnostiker aller Richtungen mit Nietzsche schon seit langen Zeiten, und man hat den Eindruck, je lauter sie das sagen, je weniger sind sie innerlich wirklich davon überzeugt. Kein Wunder, dass Rudolf Steiner den Atheismus schon seinerzeit für eine Krankheit hielt. Atheismus ist schließlich Glaubenssache, wenn nicht gar Religionsersatz. So wenig es einen Gottesbeweis gibt, umso sehr viel weniger kann es da einen Atheismusbeweis geben.

Gott wird es freuen, denn je mehr eine Wahrheit niedergeschrien werden soll, um so mehr konserviert sie sich in den Köpfen der Menschen – so war es schon bei der Entstehung des Christentums.

MICHAEL HEINEN-ANDERS, Köln

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