KABINENPREDIGT VON SARAH SCHMIDT
: Sarah BSC

Männer und Macht, das funktioniert einfach nicht. Wie wahr diese alte Weisheit ist, zeigt sich leider auch am Hofe von Hertha BSC. Was war das nur für ein peinliches Gerangel mit allen unfairen Mitteln, das seit Jahren schwelte und letzte Woche seinen Höhepunkt erreichte! Eigentlich ist der Kampf längst entschieden, und Dieter Hoeneß hat ihn verloren. Anstatt die Ära Hoeneß aber mit Würde zu beenden, haben sich beide Seiten entschieden, es hässlich zu gestalten. Richtig hässlich.

Hoeneß’ Gegenspieler Gegenbauer brachte sich geschickt aus der Schusslinie, dafür hat sich Trainer Favre, der im Prinzip mit dem Kräftemessen im Verein herzlich wenig zu schaffen hat, zum Königsmörder stilisieren lassen, und plötzlich lautete die große, aber schon beantwortete Frage: Favre oder Hoeneß?

Während die kleiner werdende Hoeneß-Fraktion mithilfe der Boulevardpresse verzweifelt versuchte, dem Berliner Trainer Wechselwünsche nach Hamburg oder Leverkusen unterzuschieben, lies die andere Seite längst keinerlei Zweifel mehr an Hoeneß’ Entmachtung zu. Hier sickerte etwas durch, dort auch, beides war für den Zuschauer mehr als unangenehm. Hoeneß wurde demontiert, und es war nicht schön, das mit anzusehen.

Doch der wollte es anscheinend genau so. Liegt das vielleicht am „Kleiner-Bruder-Syndrom“? Einfach nicht aufhören können, obwohl man schon lange weint? Es ist natürlich richtig und wichtig, dass er zurücktritt, aber musste es denn wirklich so unappetitlich werden? Vermutlich, denn anders scheinen Männern nicht loslassen zu können.

Vergleichen kann man die Hoeneß-Situation der letzten Wochen mit der des britischen Premier Brown. Der schließt sich im Moment ja auch lieber zu Hause ein und ist beleidigt, statt zurückzutreten. Steherqualität soll das sein. Was daran jedoch auf Qualität schließen lässt, ist mir völlig unklar. Mein Glück nur, das ich nicht diesem merkwürdigen Geschlecht angehöre, so erspare ich mir zumindest das gleichgeschlechtliche Fremdschämen für diese Schlacht und sage stattdessen leise: Tschüßikowski, Dieter! Foto: privat