Keiner will mit dem Staat spielen

Vor allem der staatliche Wettanbieter Oddset leidet unter dem Wettskandal im deutschen Fußball. Halblegale Privatwetten profitieren weiter. Die rechtliche Handhabe ist nicht geregelt

VON HOLGER PAULER

Während die privaten Wettanbieter durch den Wettskandal im deutschen Fußball relativ unbehelligt bleiben, befürchtet der staatlich zugelassene Wettanbieter Westlotto weitere Umsatzeinbrüche. Besonders in den Ballungszentren Nordrhein-Westfalens, wie dem Ruhrgebiet, tut sich Oddset schwer. „Hier besteht ein Wettbewerbsnachteil gegenüber konzessionslosen Anbietern“, sagt Oddset-Sprecher Elmar Bamfaste. Private Anbieter brauchten keine Konzessions- und Zweckabgaben leisten. Die Folge: Die Wettquoten liegen in Wettbüros oft doppelt oder dreifach über den Oddset-Quoten.

Allein am vergangenen Wochenende sank der bundesweite Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent auf acht Millionen Euro. Dabei kriselt es schon länger im staatlichen Lotteriebetrieb: Im Jahr 2003 sank der Oddset-Umsatz bundesweit um 14,4 Prozent. NRW-weit gingen die Umsätze sogar um 16 Prozent zurück, von knapp 140 Millionen auf 121 Millionen Euro. Das leichte Umsatzplus im vergangenen Jahr um 3,5 Millionen Euro sei vor allem dem ereignisreichen Sportjahr geschuldet. Europameisterschaft und Olympische Spiele spülten Geld in die Oddset-Kassen – vor allem aber in die Kassen der Wettbüros.

Auch wenn sich deren Umsätze nicht messen lassen, gehen informierte Kreise davon aus, dass die Jahresumsätze allein im Ruhrgebiet im zweistelligen Millionenbereich liegen. Die Zahl der illegalen Wettbüros liege über hundert, etliche davon seien nicht registriert. Gesicherte Zahlen sind bei den Staatsanwaltschaften und den Polizeibehörden nicht zu erfahren.

Die privaten Anbieter befinden sich dabei rechtlich gesehen in einer Grauzone. „Einzig Westlotto ist vom Land mit einer Konzession ausgestattet“, sagt Dagmar Pelzer vom nordrhein-westfälischen Innenministerium. Alle anderen Wettbüros seien quasi illegal. „Ausländische oder alte DDR-Konzessionen gelten in NRW nicht“, so Pelzer. Dennoch dürfen die so genannten halblegalen Wettbüros in der Regel weiter um die Fußballwetter werben. Die Rechtssprechung gibt keine klare Linie vor. Und die Kommunen halten sich zurück – „aus Angst vor Regressforderungen“, heißt es.

Ein höchstrichterlicher Entscheid des Bundesverfassungsgerichts Karlsruhe wird für kommenden Sommer erwartet. Bis dahin bleibt der gesetzliche Umgang mit Sportwetten unklar. Obwohl es rechtliche Handhabungen gibt, brauchen Buchmacher ofts nichts zu befürchten. Dabei sind sich die örtlichen Staatsanwaltschaften, Polizeidezernate und Ordnungsämter durchaus darüber im Klaren, was in ihren Städten abläuft. „Momentan sind in unserer Stadt mehrere Verfahren gegen private Wettanbieter anhängig“, sagt Frank Plewka von der Polizei Bochum. Ob es aber noch vor dem Karlsruher Urteil zu irgendwelchen Entscheidungen kommt, darf durchaus bezweifelt werden. Bis dahin werden die Euros vor allem im halblegalen Bereich weiter fließen.