brechmitteleinsatz
: Ärzte bekräftigen Nein zur Gewalt

Die Hamburger Ärztekammer hat erneut ein Verbot von gewaltsamen Brechmitteleinsätzen gegen vermeintliche Drogendealer gefordert. „Es gibt andere Möglichkeiten der Beweissicherung als den gewaltsamen Brechmitteleinsatz“, sagt der Präsident der Ärztekammer, Michael Reusch. Mit einer Entscheidung gegen weitere Brechmitteleinsätze unter Zwang könne die Hamburger Bürgerschaft dafür sorgen, dass von Polizei und Justiz nicht weiter unnötig Leben aufs Spiel gesetzt würden.

Der Tod eines mutmaßlichen Drogendealers in Bremen infolge des zwangsweisen Einflößens eines Brechmittels über Weihnachten hatte auch in der Hamburger Ärzteschaft die Diskussion neu entfacht. „Wir sind schockiert über den erneuten Todesfall eines Menschen infolge des Brechmitteleinsatzes“, so Reusch. Dies führte nun dazu, dass der Vorstand den Beschluss der Ärztekammerversammlung vom April 2002 bekräftigt, der nach dem gewaltsamen Tod des Afrikaners Achidi John im Dezember 2001 in Hamburg gefasst worden war. Darin lehnen es die MedizinerInnen ab, an einer solchen Maßnahme der Beweissicherung – auch nicht zwangsweise – teilzunehmen, da sie aus ärztlicher Sicht medizinisch nicht vertretbar ist. „Ärzte können so in eine ethische und arbeitsrechtliche Konfliktsituation geraten“, erklärt Reusch.

Die Ärzteschaft plädiert für den völligen Verzicht auf gewaltsame Brechmittelvergabe. Vielmehr sollten Verdächtige zwischen einer freiwilligen Einnahme oder einem Gefängnisaufenthalt bis zur vier Tagen nach Verabreichung von Abführmitteln wählen dürfen, fordert Reusch: „Die notwendigen Voraussetzungen für den Polizeigewahrsam muss der Hamburger Senat schaffen.“ KVA