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„Afropunk“ im Lichtmeß: Ein persönlicher Blick in die afroamerikanische Punk- und Hardcoreszene

„Als Kind dachte ich, meine Hautfarbe wäre ein Fluch.“ Cut. Köpfe zucken, Haare fliegen durch die Luft, wilde Bühnenszenen. Dazu Punkmusik. So beginnt James Spooners Film Afropunk: The „Rock‘n Roll Nigger“-Experience, der am Donnerstag im Lichtmeß läuft.

Irgendwann in der Jugend kam der Punk, für viele Initialzündung zivilen Ungehorsams. Andere erlebten, dass Punk zwar ihr Lebensgefühl ausdrückte, sie auf Konzerten aber die einzigen Schwarzen waren. Spooner hat für seinen Film Afroamerikaner aus der Punkszene quer durch die USA interviewt. Exemplarisch und ohne soziologisch-theoretische Unterfütterung befragt Spooner sie zu ihrem Leben in einer überwiegend weißen Undergroundszene. Dabei herausgekommen ist eine sehr persönliche Musikdokumentation zu einem hierzulande wenig präsenten Thema.

Für die meisten Interviewten ist Punk wütender Widerstand, aber immer auch Auseinandersetzung mit der eigenen Hautfarbe gewesen. Schwarz zu sein ist keine Frage, die man sich stellt, sondern die einem aufgezwungen wird. Widerstand und Konflikt haben viel mit dem Leben der Befragten zu tun: „Being black and being punk is similar.“ Wenn es um Widerstand gehe, dann wäre schon Nina Simone eine von ihnen gewesen, sagt die Sängerin Tamar-Kali. Denn alles kann Widerstand sein, Punk ist kein Korsett, sondern Lebenseinstellung. Und die kennt keine formalen Grenzen.

Der Abspann bringt noch eine überraschende Pointe: Spooner fragt nach Punkbands mit schwarzen Musikern. Bad Brains, Fishbone, Pure Hell sind schnell genannt – und weiter? Gibt‘s nicht mehr? Dann der Einwurf, die Frage sei falsch gestellt. Sie müsse lauten: Welche Bands sind ausschließlich weiß? Und das seien nur zwei: Limp Bizkit und Korn. Gelächter. Beatrice Wallis

Do, 3.2., 20 Uhr, Lichtmeß