AUSFLUG AN DEN RHEIN
: Diktatur der Kunst

Ein paar Greise dachten, es geht wieder los

Ob dem Anstreicher aus Linz seine, Joeys, Bilder denn gefallen haben würden, fragte die Mieze von Radio Remagen. Und Joey, der gerade an Athanasius Kircher dachte, den alten Popen, der eine Karte von Atlantis gezeichnet hatte und dessen Motto „In uno omnia“ ihm so gut gefiel, sprang mit einem Satz auf die rote Knetdrachenfigur. Die Kameras der Fotografen klickerten los. Joey zog die Luger aus dem Halfter und ballerte dagegen.

Mit Platzpatronen, aber laut war das doch und hallte von den Rheinufern wider, dass ein paar Greise dachten, es geht wieder los, und Joeys Mama sich die Ohren zuhielt. Die Kunstvereinsmitglieder mit ihren Täschchen und Jäckchen und Buttons für die Schaffung von Mutter-Kind-Parkplätzen in der Remagener City guckten ein bisschen verunsichert aus der Wäsche. Die Frage der Radiomieze war damit ja wohl beantwortet und alle weiteren Fragen auch.

Als Joey mit dem Dampfer zum Rolandseck übergesetzt hatte, zum Arp-Museum, wo an die 5.000 Arbeiten von ihm retrospektiv gestapelt waren, hatte eine Kapelle einen Marsch gespielt, und Joey hatte Opas Eisernes Kreuz getragen, und Biene im schwimmfähigen Wehrmachts-VW hinterher. Was für ein Bild. Was für ein gottverdammter Mist, dachte Joey. Übrigens, sagte er der Mieze vom Radio Remagen noch ins Mikro, hat das hier alles gar nichts mit mir zu tun, diese putzigen Kuscheltiere haben sich ja auch selbst gemacht. Was waren die hässlich, meine Güte, Joeys Monsterkabinett, pimmelragende teutonische Basilisken, sabbernde, triefende Nazi-Aliens, alles gut versichert und hier bei Hans, sagte Joey, der allerdings nicht so viel Glück hatte mit dem Hietler, sagte er, weswegen er dada wurde usw. Die Mieze schaute ganz verliebt, was der alles weiß. Die Diktatur der Kunst, sagte Joe noch, hat immer Recht, Hietler zum Gruß. SASCHA JOSUWEIT