Dalleshopper und Schlappedabber

FOTOS UND TEXTBÄRBEL HÖGNER

Sie nennen sich Ballermänner, Dalleshopper, Hax’nknacker, Knallköpp, Quärtreiwer oder Schlabbedabber, und sie gehen als Schwarzwälderinnen, Harlekin, Lodernde Flammen, Teufelsengel, Besuch aus Afrika, Französisch Bagasch, Fastnachtsfahnen, Marienkäfer, Panzerknacker oder Eiskalter Adel: Die Liste der Fastnachtskostüme aus den letzten Jahren im hessischen Dieburg ist lang und bunt.

Erst beim Umzug am Fastnachtsdienstag mit stets genau 111 teilnehmenden Formationen lüftet sich das Geheimnis um die jährlich neuen Kostümierungen. Den Kern bilden die etwa siebzig „Fußgruppen“, wie sich die privat organisierten Nachbarschaften, Freundeskreise oder Familienverbände nennen. „Äla!“ heißt ihr Begrüßungsruf. Sie haben das ganze Jahr über an der aufwändigen Ausstattung ihrer Kostüme gearbeitet, und jede Gruppe präsentiert alljährlich ein neues selbst gewähltes Thema. Während die Mainzer Gilden Jahr für Jahr dieselbe Verkleidung aus dem Schrank holen oder in der alemannischen Fastnachtstradition von Hand geschnitzte Masken von Generation zu Generation weitervererbt werden, zielt der Ehrgeiz der Dieburger darauf ab, zu jeder Fastnacht ein neues fantasievolles Gewand vorzuführen. Es gibt Gruppen, die schon über ein halbes Jahrhundert mithuppen, wie es in der Dieburger Mundart heißt. Neugründungen müssen sich im Allgemeinen gedulden, bis eine bestehende Gruppe Fastnachtsmüdigkeit zeigt, sich auflöst oder eine Fusion anbietet.

Wenn ab Samstag vor Aschermittwoch in der Stadt die Sperrstunde ausgesetzt ist, entstehen in den Hinterhöfen private Kneipen für nächtliche Exzesse. In diesen Tagen ist Gelegenheit, nochmals das „alte“ Kostüm zu tragen, zur Altweiberfastnacht, beim Prinzenempfang, dem Maskenball und dem nächtlichen Treiben in den mittelalterlichen Gassen.

Bärbel Högner ist Fotografin und Ethnologin und lebt in Frankfurt am Main. Weitere Bilder von ihr sind unter www.bhoegner.de zu sehen