DIE KLEINE WORTKUNDE
: Graf isser ja nun nich

Guttenberg ist Baron, oder?

Es war einmal ein schneidiger junger Adeliger. Er lebte auf einem Schloss, trug viele Vornamen und hübsches Haar. Alles war ruhig und gut. Doch eines Tages rief es nach ihm aus Berlin, und er wurde Bundeswirtschaftsminister. Auch das ging eine Zeit lang gut, er zeigte sich schön auf Fotos und schön in Anzügen, Verwirrung gab es nur um all seine Vornamen und ob er denn nun Karl-Theodor von oder zu oder von und zu Guttenberg heißt. Doch dann kam ein missgünstiger Exkanzler daher, um ihn zu verleumden: „Graf isser ja nun nich, dieser Baron aus Bayern“, sagte dieser Schröder aus Niedersachsen, und nach einer Weile hieß Guttenberg überall nur noch „der Baron“, gerne mit dem Zusatz „schwarz“. Dabei ist Baron, von liber baro (freier Mann), in Deutschland als Adelstitel gar nicht vergeben und nur für die direkte Anrede gebräuchlich. Denn im 18. und 19. Jahrhundert empfand man das als eleganter als das umständliche „Herr Freiherr“. Schriftlich blieb es bei Freiherr, mündlich bei Baron – und wenn man ein bisschen fies sein will, wie die Klassenkämpfer im späten 19. Jahrhundert. Oder die SPD. Für die ein Vorschlag: Lügenbaron macht sich auch immer gut. DAZ