Krone frei!

MONARCHIE Die Dänen stellen Prinzen und Prinzessinnen bei der Thronfolge gleich

Der kleine Unterschied ist in Dänemark keiner mehr. Zumindest nicht, wenn es um die Thronfolge geht. Denn das erstgeborene Kind bekommt nun das Anrecht auf den Thron, unabhängig vom Geschlecht. Dafür entschied sich am Sonntag eine Dreiviertelmehrheit der Dänen, die bei einer Volksabstimmung ihre Stimme abgaben. Bislang überholte der spätgeborene Junge die ältere Schwester. Nur bruderlose Mädchen kamen zum Zug, so wie die jetzige Königin Margrethe.

Doch die Reform war keine Selbstverständlichkeit. Bis zuletzt sah es so aus, als ob die Verfassungsänderung scheitern würde. Denn die Republikaner hatten sich zu einer bislang einmaligen Widerstandsaktion gesammelt, aber nicht gegen die geschlechtliche Gleichstellung. „Natürlich sind wir für Gleichstellung, alles andere wäre ja auch idiotisch“, schrieb Poul Madsen, Chefredakteur der Boulevardzeitung Ekstrabladet, in einem Brief an seine Leser, in dem er zu einem Nein aufrief: „Aber wie will man bitte den modernen Begriff der Gleichstellung mit so etwas wie der Monarchie unter einen Hut bringen?“ Wenn schon ein Referendum über die Monarchie, dann bitte eines über ihren Fortbestand, lautete die Forderung der Nein-Seite, die zwar bislang nur auf eine Minderheit der Dänen zählen kann, aber durchaus Chancen hatte, das Referendum zu kippen. Über eine geringe Wahlbeteiligung. Denn nur wenn 40 Prozent aller Stimmberechtigten für eine Verfassungsänderung stimmen, kann diese in Kraft treten. Um die zu schaffen, mobilisierten die Monarchisten mit Hilfe der Regierung ihre letzten Reserven. Der Nebeneffekt: Die meisten stimmten bei der EU-Wahl ab. Sodass Dänemark hier mit einer Wahlbeteiligung von fast 60 Prozent aus dem Trend fällt.

Und wann besteigt sie den Thron, die dänische Prinzessin? Frühestens in drei Generationen. So gegen 2080. Vielleicht. Nämlich nur, wenn der jetzt schon als Thronfolgenachfolger feststehende vier Jahre alte Prinz Christian als Erstes ein Mädchen zeugen sollte. Und falls es dann noch ein Königshaus gibt. „Man hat uns über die unnötigste Frage abstimmen lassen, die man sich derzeit überhaupt auf der ganzen Welt vorstellen kann“, kritisiert Madsen. REINHARD WOLFF