Umsonst unters Messer

Die Bochumer Uni-Klinik St. Josefs Hospital will Schönheits-Operationen kostenlos anbieten und bei einem Kongress live zeigen. Marburger Bund und Ärztekammer kritisieren die Werbe-Aktion

VON ELMAR KOK

Eine Pressemitteilung des Bochumer St. Josefs Hospital sorgte gestern dafür, dass die Telefonleitungen der Hautklinik total überlastet waren. Über die Pressestelle der Ruhr-Universität hatte die Klinik mitteilen lassen, dass die Mediziner für die Fachtagung Cosmedica PatientInnen suche, die sich am 26. und 27. Februar wahlweise einer Ohrenkorrektur, einer Brustvergrößerung oder einem Augenbrauenlifting aussetzen wollen. Die Operationen sollen verschenkt werden, wer sich unters Messer legt, muss lediglich damit einverstanden sein, dass die Operation live in den Hörsaal übertragen wird.

Als Werbung will Klaus Hoffmann, leitender Oberarzt der Dermatologischen Klinik, die Pressemitteilung nicht verstanden wissen. Es sei einfach nur so gewesen, dass für die zur Fortbildung eingeplanten Operationen keine PatientInnen vor Ort gewesen seien, sagt er. Und die führenden Ärzte, die die Operationen durchführen sollen, könnten ihre PatientInnen nicht mitbringen, „denn dafür ist auch Nachsorge vor Ort nötig“. Und da man den Kliniken im Umkreis, die diese Operationen auch anbieten, keine PatientInnen wegnehmen könne, sei die Pressemitteilung erstellt worden, sagt Hoffmann. Nun sucht die Klinik nach Hoffmanns Angaben PatientInnen, die schon an Beratungen für die genannten Operationen teilgenommen hätten, dann aber aus finanziellen Gründen wieder davon Abstand genommen hätten. Hoffmann glaubt, dass bei diesen Beratungen erst ganz am Ende über die Finanzierung gesprochen wird. „Die reden nicht über Geld“, sagt er.

Die Ärztekammer Westfalen-Lippe sagt etwas anderes. Andres Daniel, Sprecher der Organisation, sagt, „die Kosten kommen in einem Beratungsgespräch sofort auf den Tisch“. Die Werbe-Aktion beobachte die Kammer mit „einigem Unbehagen“, sagt Daniel. Allerdings könne die Kammer dagegen nicht vorgehen. Im Gegensatz zu Ärzten dürften Kliniken Leistungen umsonst anbieten. Wenn die Vorführung der Operationen im seriös-sachlichen Bereich bliebe, sei es nicht zu beanstanden, sagt Daniel. Allerdings müssten für die Operationen „die Indikationsgrenzen beachtet werden“. Welche Indikatoren für eine Brustvergrößerung sprechen, kann Daniel nicht sagen.

Der Marburger Bund, die Organisation der Klinikärzte kritisiert die Werbung. „Hier wird die falsche These vermittelt, eine makellose Figur sei problemlos machbar“, sagt Rudolf Henke, NRW-Vorsitzender des Bundes. Zudem fördere das Verschenken von Schönheits-OPs „das Hineindrücken des Schönheitswahns in die Gesellschaft“, sagt Henke.

Auch von der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie kommt Kritik. Es müsse auch die Ethik der werbenden Ärzte diskutiert werden, sagt Generalsekretär Peter Vogt. Denn ein solcher Eingriff „ist eingewilligte Körperverletzung“.