Modell für Lateinamerika?

taz salon zu Venezuelas bolivarischer Revolution

Der „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ soll in Venezuela entstehen – drunter macht es der sendungsbewusste Präsident Hugo Chávez nicht. Klingt nach Modell oder gar Export. Venezuela ist längst dabei, seine „bolivarische“ Revolution in die Nachbarländer zu tragen, wenn auch viel subtiler als Che Guevara es in den Sechzigern versuchte: Mit billigem Öl für Kuba, Krediten für Argentinien, Hilfe für die kolumbianische Farc-Guerrilla oder Auftritten an der Seite von Boliviens Präsidenten Evo Morales.

Noch ungeklärt ist, ob das venezolanische Modell zur Nachahmung zu empfehlen ist. Auf der Haben-Seite kann Chávez Erfolge in der Sozialpolitik und neue Formen der Partizipation, vor allem auf kommunaler Ebene verbuchen; dem gegenüber stehen eine beispiellose politische Polarisierung der Gesellschaft, eine per Referendum maßgeschneiderte Verfassung und gravierende Eingriffe in die Pressefreiheit.

Nicht gelungen ist es in elf Jahren bolivarischen Prozesses, die Abhängigkeit des venezolanischen Gesellschaftsmodells von der Erdölrendite zu verringern: Alle Wohltaten der Regierung stehen und fallen mit den Öleinnahmen. Angesichts niedriger Ölpreise steht die Revolution vor einer Belastungsprobe: Werden die Venezolaner zu Chávez stehen, wenn die Sozialprogramme heruntergefahren werden müssen und die Preise steigen?

Darüber und über die Lehren, die Lateinamerika aus dem Fall Venezuela ziehen kann, diskutieren heute im taz salon die taz-Wirtschaftskorrespondentin Ulrike Herrmann, Hans-Jürgen Burchardt, Professor für Internationale Beziehungen an der Universität Kassel, der Chávez-Biograf Christoph Twickel sowie der Journalist und Lateinamerika-Spezialist Knut Henkel. (taz)

taz salon: Chávez - ein Modell für Lateinamerika?, 20 Uhr, Kulturhaus 73, Schulterblatt 73