brief an den club
:

Liebe „Transit“-Macher,

nichts, aber auch wirklich gar nichts auf dieser Welt soll euch davon abhalten, weiterhin Literatur in diese ach so traurige Stadt zu tragen. Eure monatlichen Lesungen in der Schilleroper sind wirklich prima und bieten kulturell ausgehungerten und desorientierten Menschen die großartige Gelegenheit, sonst so trostloses Biergesaufe richtig genussvoll aussehen zu lassen. Das ist mal ein Danke wert. Ehrlich.

Doch der Blitz soll euch treffen, wenn nicht beim nächsten Mal eine verdammt gute Lüftungsanlage ihren wirklich lebensnotwendigen Dienst in der Schilleroper verrichtet oder allen Rauchern das Qualmen untersagt wird; Renitente sollten unverzüglich dazu verdonnert werden, das (hoffentlich mal vorhandene) Klopapier zu falten.

Früher waren Lesungen irgendwie anders. Irgendwie einfacher. Einer saß vorne und hat gelesen, während alle anderen dabei zugeguckt haben. Bei eurem Transit-„Amateure“-Abend in dieser Woche hat das nicht funktioniert. Erstens musste man stehen, weil die Sofas zu klein waren, und zweitens konnte man nichts sehen, weil einem ständig jemand vor der Nase stand. Dabei war das zweifellos kein Abend für Amateure. Und doch: alles voll davon, in den Geschichten, auf der Bühne und davor. Und alle mit viel Spaß bei der Sache. Amateure sind ja die besseren Profis, sagt ihr.

Nun, wie auch immer, Schwamm drüber. Der Abend bei euch war allemal schön, und ganz bestimmt komme ich wieder. Notfalls bin ich schon frühmorgens da, um mir einen Sitzplatz zu sichern.

Beatrice Wallis