Schiiten wollen Premier stellen

Nach der Wahl im Irak melden Vertreter der größten religiösen Gruppe Anspruch auf das Amt des Ministerpräsidenten an. Sunniten wollen an Verfassung mitwirken

BERLIN rtr/ap ■ Die Schiiten im Irak haben ihren Anspruch auf das Amt des Ministerpräsidenten einer neuen Regierung angemeldet. Nach Auswertung eines guten Drittels der Wahlbezirke liegen die Parteien der Schiiten erwartungsgemäß deutlich vorn. Die Vereinigte Irakische Allianz wolle „das Amt des Ministerpräsidenten, wir bestehen darauf und werden nicht davon abweichen“, sagte Vize-Außenminister Hamid al-Badschati, der auch führendes Mitglied des Obersten Rats der islamischen Revolution (Sciri) ist. Da der Kurdenführer Dschalal Talabani angekündigt hat, sich um das Präsidentenamt zu bewerben, könnten Schiiten und Kurden die beiden Spitzenposten unter sich aufteilen.

Dagegen dürften die Sunniten wegen ihrer geringen Wahlbeteiligung in Parlament und Regierung unterrepräsentiert sein. Trotz ihres Boykotts wollen die sunnitischen Parteien aber am Entwurf der künftigen Verfassung mitarbeiten. Eine entsprechende Erklärung 13 verschiedener Gruppen könnte eine Einbindung der sunnitischen Minderheit in das wichtigste politische Vorhaben der neu gewählten Nationalversammlung ermöglichen. Die Sunniten hatten unter dem gestürzten Präsidenten Saddam Hussein das Land beherrscht und fürchten nun, ihren Einfluss zu verlieren.

Im Westen Bagdads sind vier ägyptische Ingenieure entführt worden. Die bei einer Tochter der ägyptischen Orascom Telecom beschäftigten Männer wurden gekidnappt, als sie ihr Haus verlassen wollten, teilte ein Firmensprecher gestern mit. Noch sei unklar, wer hinter der Entführung steckt.

Indes haben die US-Behörden gestern rund 350 Gefangene aus dem berüchtigten Militärgefängnis Abu Ghraib bei Bagdad freigelassen. Damit seien seit Jahresanfang 800 Gefangene aus dieser Anstalt entlassen worden, teilte das irakische Ministerium für Menschenrechte mit.

Die neue ukrainische Regierung hat einen schnellen Abzug ihrer rund 1.650 Soldaten aus dem Irak angekündigt. Die Rückführung erfolge in den nächsten Monaten, sagte Verteidigungsminister Anatoli Grizenko.

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