Ideen von Ehrlichkeit

VERWIRRSPIEL Der israelische Autor Benny Ziffer liest aus seinem Roman „Ziffer und die Seinen“

„Mir scheint, dass ein Schriftsteller, der sein entblößtes Herz zeichnen möchte, um den Titel von Baudelaires Tagebuch zu verwenden (…), besser ehrlich mit sich und seinen Lesern sein sollte“. Ausgerechnet das lässt Benny Ziffer jenen anderen „Ziffer“ sagen, ebenfalls Schriftsteller, aus dessen Perspektive sein Roman „Ziffer und die Seinen“ erzählt wird. Da schreibt also ein Autor über einen Autor, der seinen eigenen Namen trägt und lässt über ihr genaues Verhältnis im Unklaren – und legt seinem Geschöpf/Alter ego Vollmundiges über die Ehrlichkeit in den Mund. Ausgerechnet.

Hinzu kommt, dass dieser „Ziffer“ nur eine von mehreren Ich-Erzählern in dem Buch stellt: Zunächst einmal kommt Jo zu Wort, der mit „Ziffer“ lebt, als schwules Paar im heutigen Tel Aviv. Abwechselnd lassen sie den Leser an ihrer Sicht der Dinge teilhaben – unterbrochen werden ihre Erzählungen von Pamphleten und anderen Quellen, bis hin zu Auszügen eines unveröffentlichten Buches des Sexualwissenschaftlers Magnus Hirschfeld, angeblich entstanden in Palästina in den 1930er-Jahren.

Und dabei geht es nicht zuletzt um Geschichte hinter den Geschichten: die der Juden und jene des Staates Israel, die der homosexuellen Emanzipation – durchaus große issues, die Ziffer da in Form einer mal leichtfüßigen, mal bitterbösen Komödie verhandelt. Der Hamburger Männerschwarm-Verlag kündigt ihn nun als „Enfant terrible“ an, und in der Tat gefällt sich Benny Ziffer, Literaturchef der Tageszeitung Ha‘aretz, durchaus mit Kontroversem – auch und gerade über Israel. Ob nun eher der Provokateur Ziffer das Sagen hat oder doch der versierte Romancier? ALDI

■ Mi, 17. 6., 20 Uhr, Café Leonar, Grindelhof 59