LESUNG
: Sozialistische Jugend

Der Sozialismus war nicht nur grau, aber auch nicht nur bunt; er war nichts von allem ganz. Sondern ambivalent, voll Aufbruch und Repression zugleich – und für die Betroffenen aufgrund der Inkonsequenzen von Ideologie und System mit der Schere im Kopf verbunden. Die 1950 in der Slowakei geborene Publizistin und Autorin Irena Brežná, seit 1968 ansässig in der Schweiz, hat in ihrem ersten Roman „Die beste aller Welten“ über ihre Jugend im osteuropäischen Sozialismus der 60er Jahre geschrieben und dabei die anrührende, aber nicht depressive Geschichte eines Mädchens geschrieben, das zwischen dem „bürgerlichen“ Elternhaus und der Ideologie laviert, manchmal dabei durchaus angezogen ist vom sozialistischen Heldenpathos. Wenn er denn praktikabel wäre; die Mutter kommt für ihre Fluchtpläne ins Gefängnis. Und so bastelt sich die Protagonistin ihre eigene Welt, in der ein menschenfreundlicher Sozialismus existiert, der alle Beteiligten glücklich mache. PS

■ Mo, 15. 6., 20 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38