Bildungsstreik im ganzen Norden

PROTEST Am Mittwoch gehen Schüler und Studierende in 14 norddeutschen Städten gegen Turbo-Abitur und Bologna-Reformen auf die Straße. In Hamburg wird die Abschaffung des Hochschulrats verlangt

Am 17. Juni könnte es turbulent werden: Für diesen Tag hat das Bündnis „Bildungstreik“ erneut auch Schüler zum Ausstand aufgerufen. Ein solcher Appell erging zuletzt im November vergangenen Jahres – ihm folgten 35.000 Schüler im Norden. Allein in Hamburg liefen 10.000 Schulkinder durch die Innenstadt. Damit hatte vorab niemand gerechnet, weil nur ein relativ kleines Bündnis zur damaligen Demo aufgerufen hatte. Die offizielle Schülerkammer jedenfalls war nicht da.

Die Kritik an Themen wie Turbo-Abitur und großen Klassen (nachzulesen unter www.bildungsstreik.de) trifft bei der Schülergeneration offenbar einen Nerv. In Niedersachsen hat gerade die Frage des beschleunigten Abiturs an Brisanz gewonnen, weil es auch an den Gesamtschulen eingeführt werden soll. Gleich in zwölf niedersächsischen Städten sind für Mittwoch früh Demonstrationen angesetzt. Da der Streik sich über die ganze Woche zieht, wollen Schüler in Hannover sogar am heutigen Montag „Schulen entern“. In einem entsprechenden Aufruf heißt es: „Wir gehen in die Schulen rein, um mit möglichst vielen wieder rauszugehen.“ In Bremen beginnt die zentrale Demonstration Mittwoch, 11 Uhr, am Hauptbahnhof. In Kiel gingen schon vorige Woche rund 2.000 Schüler und Studenten auf die Straße.

In Hamburg unterstützt diesmal die Schülerkammer die Demo. Zentraler Treffpunkt ist um 10 Uhr auf dem Campus der Universität, wo derzeit ja ein eigener Konflikt um die Präsidentin schwelt: Deren Abwahl forderten unlängst 120 Professoren, werden damit aber wohl am externen Hochschulrat scheitern. „Wir fordern, den Hochschulrat abzuschaffen“, sagt denn auch Nadine Berger vom Streikbündnis.

Neben der Kritik an den Reformen des europäischen Bologna-Prozesses erhebt jede Uni eigene Forderungen. An der TU Hamburg-Harburg etwa fordert der Asta „Mehr Raum für Bildung“: Weil dort bald der erste Doppeljahrgang Abiturienten ansteht, sollen Vorlesungen samstags stattfinden. KAIJA KUTTER

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