Bei Karstadt und Co bringen sich die Geier in Stellung

WARENHÄUSER Während Arcandor auf Staatshilfe hofft, melden sich Interessenten für Einzelteile

BERLIN dpa | Knapp eine Woche nach dem Insolvenzantrag keimt bei der Karstadt-Mutter Arcandor neue Hoffnung auf. Der traditionsreiche Handels- und Touristikkonzern mit seinen 50.000 Beschäftigten lotet die Möglichkeit eines sogenannten Massekredits aus. Dies sei ein übliches Instrument für Unternehmen in der Insolvenz. „Wir prüfen derzeit, ob er für uns sinnvoll ist“, sagte ein Sprecher am Sonntag.

Arcandor hatte am Dienstag Insolvenz angemeldet, nachdem die Bundesregierung Staatshilfen verweigert hatte. Nach einem Bericht des Spiegels ist Berlin aber bereit, einen Massekredit für den Konzern wohlwollend zu prüfen. Das ist ein von den Banken kurzfristig zur Verfügung gestellter Kredit, der vorrangig vor anderen Forderungen aus der Insolvenzmasse bedient wird.

Erklärtes Ziel von Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick ist, den Konzern mit seinen Säulen Warenhaus, Versandhandel und Touristik als Ganzes zu erhalten. Basis dafür wäre der Sanierungsplan, den Eick im April vorgestellt hat. Dieser sieht unter anderem vor, Premium-Warenhäuser wie das Berliner KaDeWe auszugliedern und den Einkauf von Warenhäusern und Versandhandel zu bündeln.

Nach den Worten des Ehemanns der Großaktionärin Madeleine Schickedanz, Leo Herl, wird es in dieser Woche in einer Aufsichtsratssitzung erste Gespräche mit dem Insolvenzverwalter geben. Für die Familie, von der die Politik einen höheren Beitrag zur Sanierung des Konzerns gefordert hatte, betonte Herl: „Wir glauben an unsere Mitarbeiter und werden unser Aktienpaket auch sicher nicht verkaufen. Wir bleiben an Bord, die Kurse werden steigen. Wir wollen nicht, dass der Konzern zerschlagen oder verramscht wird.“

Obwohl für Arcandor nach offiziellen Angaben im Moment Gespräche mit Investoren keinen Sinn machen, bringen sich die Interessenten für einzelne Konzernteile weiter in Stellung. Konkurrent Metro, dessen Warenhaus-Kette Kaufhof die Übernahme eines Großteils der Karstadt-Filialen anstrebt, erhöhte am Wochenende den Druck und warnte zugleich vor dem Verkauf einzelner Filialen.

Nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom Samstag schaut inzwischen auch eine Investorengruppe um die ebenfalls insolvente Hertie-Kette auf ausgewählte Karstadt-Häuser. An der Versandhandelssparte Primondo hat unter anderem Rivale Otto Interesse gezeigt, auf Thomas Cook hat die Rewe-Gruppe ein Auge geworfen.