Boykotteure unter Zwang

Baptistischen Schulverweigerern im Kreis Paderborn drohen jetzt hohe Geldstrafen durch die Behörden

DETMOLD dpa/taz ■ Im Streit um den Schulbesuch von Kindern baptistischer Eltern im Kreis Paderborn drohen den Familien höhere Strafen. Es werde erwogen, Zwangsgelder in vierstelliger Höhe zu erheben, sagte am Mittwoch eine Sprecherin der Detmolder Bezirksregierung und bestätigte damit einen Bericht des Westfalen-Blatts. Die Eltern weigern sich aus religiösen Gründen, ihre Kinder zur Grundschule zu schicken..

Bislang hatte das Schulamt Bußgelder in Höhe von 500 Euro pro Familie festgesetzt. Mit den Zwangsgeldern solle der Druck auf die Eltern erhöht werden, sagte die Sprecherin. Es werde außerdem überlegt, das Zwangsgeld auch von Personen zu erheben, die bei dem Schulboykott Einfluss auf die Eltern nehmen. Bislang ist eines der sieben Elternpaare vom Paderborner Amtsgericht zur Zahlung des Bußgeldes verurteilt worden.

In einem Brief wandte sich Schulministerin Ute Schäfer (SPD) an alle schulverweigernden Eltern, in dem sie auf die Schulpflicht hinweist. Laut Schulministerium werden in acht Schulamtsbezirken 42 Kinder aus 26 Familien von ihren Eltern aus religiösen Gründen von der Schule fern gehalten.

Falls die Kinder zwangsweise zur Schule gebracht werden müssten, werde dies von der Landesregierung unterstützt, betonte Schäfer. Eine Sprecherin des Ministeriums wies darauf hin, dass trotz einer vor zwei Wochen von Schäfer angekündigten landesweit einheitlichen Vorgehensweise die letzte Entscheidung bei den örtlichen Schulämtern liege. Ob die Behörden tatsächlich Grundschüler zwangsweise zur Schule bringen werden, ist fraglich. „Eine solche Maßnahme würde gerade kleine Kinder im Alter von sechs Jahren traumatisieren“, sagte der Leiter des Schulamts im Märkischen Kreis, Frank Schmal. In diesem Kreis weigern sich acht Familien, ihre Kinder zur Schule zu schicken und unterrichten sie zu Hause. Trotz Verletzung der Schulpflicht belasse es der Kreis bei Bußgeldern.