Wenn einem die Liebe begegnet

Anrührend und authentisch: Eike Swobodas und Felix Engels Film „Wackelkontakt“ am Thalia in der Gaußstraße

Sorgfältig verriegelt Falco die vielen Schlösser seiner Wohnungstür. Später steht er am Fenster und blickt nachdenklich in den Abend hinaus. „Ich bin nicht der Typ, der mit Menschen viel zu tun hat, ich halte lieber Abstand“, erklärt er aus dem Off. Zarte Elektronikklänge untermalen die Szene, mit der Wackelkontakt beginnt, ein Kurzspielfilm von Eike Swoboda und Felix Engel. Den Film hat „von der rolle“ produziert, der neue Filmbereich von Station 17, einem künstlerischen Zusammenschluss von geistig behinderten und nicht behinderten Menschen. Wackelkontakt, der jetzt im Thalia in der Gaußstraße Premiere hat, sei „mit Behinderten, aber nicht über Behinderte“ gedreht, das künstlerische Selbstverständnis stehe für alle im Vordergrund, so die Filmemacher.

In wunderschönen Bildern begleitet der Film zwei Menschen, die sich kennen lernen und langsam annähern. Falco (Carl-Heinz Hille), lethargischer Mittdreißiger, trifft auf Anja (Heidi Fischer), direkt und launisch. Interessiert beobachtet sie, wie Falco in der U-Bahn den Gesprächen seiner Sitznachbarn lauscht. Um ihn kennen zu lernen, schenkt sie ihm ein Foto von sich. Eine berührende Romanze beginnt, die der Film in auf die Figuren bedachtem, ruhigem Tempo erzählt. Wechselnde Erzählperspektiven und Kommentare von Anja und Falco aus dem Off bestimmen die Geschwindigkeit von Wackelkontakt. Ein Film mit mutigem und eigentümlichem Rhythmus, der durch die Langsamkeit und Eigenwilligkeit seiner Figuren getragen wird.

Die Schauspieler Heidi Fischer und Carl-Heinz Hille – sie ist neu bei Station 17, er arbeitet dort bereits länger als Schauspieler und Musiker – erwiesen sich als Glücksgriff für die Filmemacher. Beide spielen nicht nur überzeugend, sondern haben während der Dreharbeiten auch viele eigene Ideen eingebracht.

Die Arbeitsweise des Teams war ungewöhnlich: Das Grundgerüst des Films entstand durch improvisiertes Spiel: Alle Proben wurden gefilmt; dieses Material wiederum bildete den Nährboden für neue Ideen. Auf diese Weise wurde das Drehbuch entwickelt, und aus ihm entstand der Film.

Hinreißende Musik von Barbara Morgenstern und Station 17 untermalt Wackelkontakt und wen dieser schöne Film nicht überzeugt, der muss hoffnungslos unromantisch sein. Im Anschluss an die Filmvorführung spielen kUNDEkÖNIG, ein weiteres musikalisches Projekt von Station 17. Beatrice Wallis

Sa, 13.2.,19 Uhr, Thalia in der Gaußstraße