(K)ein neuer Skandal

BAHN-PR Der DJV empört sich über „Schleich- werbung in Reinform“

Gemeinhin wird ja immer behauptet, die PR-Branche sei dem guten, alten Journalismus mittlerweile himmelhoch überlegen: Schließlich waren die meisten Pressewerkler selbst mal gelernte Journalisten, die Ausbildung ist top, die PR-Etats wachsen, ganz anders als im redaktionellen Gewerbe, von Jahr zu Jahr. Rein mengenmäßig mag das auch alles stimmen, nur mit der Qualität ist es wie immer so eine ganz eigene Sache.

Da verkündet die Firma Radio Marketing Service (RMS), ein Zusammenschluss diverser Privatradios, per Pressemeldung stolz, die bei den Sendern 94.3 RS2 (Berlin) und Radio Hamburg gesendeten „Gewinnaktionen der Deutschen Bahn präsentieren sich komplett“ in deren „Gewand“, „sämtliche Trailer“ würden „im Senderdesign gestaltet. Darüber hinaus führen die bekannten Moderatoren während ihrer Shows durch das Gewinnspiel und sprechen mit den Gewinnanwärtern. Auch Werbebotschaften zu Angeboten der Deutschen Bahn werden mitkommuniziert.“

Hoppla – ein neuer Schleichwerbeskandal des Verkehrsriesen im Bundesbesitz, so kurz nach der letzten Aufregung? Der Deutsche Journalistenverband (DJV) kritisierte über seine Pressestelle jedenfalls gestern schon mal „die von RMS geplanten Beiträge zur Wiedereröffnung der Bahnstrecke Berlin–Hamburg“ als „Schleichwerbung in Reinform“. Und übersah, dass diese schon seit vergangenen Montag laufen, schließlich ist die Schnellfahrstrecke schon seit Sonntag wieder in Betrieb.

Beim Sender schwankt man zwischen Belustigung und Entsetzen: Die Pressemeldung sei „unglücklich formuliert“, sagt der RS2-Sprecher, natürlich laufe die Promotion für die Bahn – wie all die anderen auf Deutschlands Privatradios – brav gekennzeichnet im Werbeblock. Das genügt der Rechtslage.

Und dass sich die eigenen Moderatoren für PR hergeben, soll ja nicht nur beim Privatradio im Trend liegen. STG