Gefährliches Pflaster für die Presse

BERLIN taz ■ Die Serie von Mordanschlägen und Entführungen im Irak reißt nicht ab. Journalisten sind dabei weiterhin im Visier der Attentäter. Gestern kamen in der südirakischen Stadt Basra ein Korrespondent des US-finanzierten arabischen Satellitensenders al-Hurra und sein zehn Jahre alter Sohn um. Augenzeugen berichteten, Bewaffnete hätten mit Maschinenpistolen auf das Auto des irakischen Journalisten Abdel Hussein Chasal al-Basri gefeuert. Eine Gruppe mit dem Namen „Imam-Hassan-al-Basri-Brigade“, die bislang nicht in Erscheinung getreten ist, erklärte später im Internet, ihr sei es gelungen, „einen ungläubigen Kollaborateur zu eliminieren“.

Der Irak ist derzeit nach Einschätzung der Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen das gefährlichste Land für Journalisten. 47 Reporter und Medienmitarbeiter seien dort seit dem Beginn des Krieges im März 2003 umgekommen, 31 davon allein im vergangenen Jahr. 2004 wurden außerdem mindestens 12 Journalisten entführt; 11 von ihnen sind inzwischen wieder frei, darunter die französischen Journalisten Christian Chesnot und Georges Malbrunot. Sie wurden nach 124 Tagen Geiselhaft am 21. Dezember letzten Jahres freigelassen. Der Italiener Enzo Baldoni wurde sieben Tage nach seiner Entführung im August ermordet aufgefunden.

Neben Giuliana Sgrena wird derzeit auch noch die 43-jährige französische Journalistin Florence Aubenas im Irak gesucht. Sie ist am 5. Januar gemeinsam mit ihrem irakischen Dolmetscher Hussein Hanoun al-Saadi in Bagdad spurlos verschwunden. Es gibt seitdem laut Reporter ohne Grenzen weder ein Lebenszeichen von beiden, noch hat sich jemand zu ihrer Entführung bekannt. Aubenas schreibt für die französische Tageszeitung Liberation. KAB