Aus für Power-Chefin

Nach sechs Jahren im Clinch hat es sich Vorstandschefin Carly Fiorina mit Hewlett-Packard endgültig verscherzt

BERLIN taz ■ Nun hat es Carly Fiorina doch erwischt. Sie ist nicht länger Chefin des US-Computerkonzerns Hewlett-Packard. Offiziell trat sie zurück. Fiorinas Erklärung, sie „bedaure die Differenzen mit dem Verwaltungsrat über die HP-Strategie, respektiere aber seine Entscheidung“, zeigt jedoch, dass die 50-Jährige wohl keine Wahl hatte. Kommissarisch tritt Finanzvorstand Robert Wayman das Amt an.

Fiorina galt lange als Superstar: Das US-Wirtschaftsmagazin Fortune kürte sie mehrfach zur mächtigsten Geschäftsfrau der Welt. Erst im Oktober verlor sie den Titel an die weniger schillernde, aber unumstrittene eBay-Chefin Meg Whitman.

Unumstritten war Fiorina nie. Mehrmals stand sie in ihrer sechsjährigen Amtszeit auf der Abschussliste. Schon in den ersten Monaten machte sie sich mit der Neuordnung des Konzerns Feinde, die sich durch die gescheiterte Übernahme der Unternehmensberatung von Pricewaterhouse-Cooper bestätigt sahen. Auch die folgenden Bemühungen um den Computerbauer Compaq standen unter keinem guten Stern und drohten am Widerstand der Gründer Hewlett und Packard zu scheitern. Als die Fusion 2002 doch zustande kam, konnte Fiorina ihren Triumph, der 15.000 Jobs kosten sollte, nur kurz auskosten. Die Integration erwies sich als schwierig. Noch voriges Jahr warfen Vertriebspartner HP „chaotische Entscheidungsstrukturen“ vor. Fiorina antwortete mit dem Rauswurf etlicher Führungskräfte.

Auch die Rekorderlöse des letzten Quartals 2004 halfen ihr nun nicht mehr. Die Analysten mahnten Konstanz an, um das Vertrauen der Anleger wieder zu gewinnen. Zumindest kurzfristig schien das gestern zu wirken: Die Aktie schoss um fast 12 Prozent nach oben. BEATE WILLMS