JOST MAURIN ÜBER DIE UNDERCOVER-PR DES BAUERNVERBANDES
: Bitte recht freundlich

Den Konflikt zwischen Schweinemästern, Acker- und Milchbauern hat der DBV nicht gelöst

Der mächtige Deutsche Bauernverband (DBV) hat ein gewaltiges Demokratiedefizit. Den jüngsten Beweis dafür lieferte die Lobbyorganisation mit einem Aufruf an Mitglieder und Funktionäre: Sie sollen als Privatpersonen und meist unter Pseudonym verbandsfreundliche Diskussionsbeiträge in Internetforen lancieren. Das ist verdeckte und damit unlautere Öffentlichkeitsarbeit, die sich nicht mit einer transparenten Diskussion verträgt.

Die Aktion ist typisch für den Verwaltungsapparat des DBV. Denn mit Demokratie hat er so seine Probleme. Regelmäßig missachtet er die Meinung eines großen Teils derjenigen, die er vertreten soll: die Bauern. So will ein Großteil der Kuhhalter, dass die EU im Kampf gegen den Preisverfall weiterhin die Produktionsmenge beschränkt. Dieses Meinungsbild zeigten mehrere Abstimmungen und vor allem der Aufstieg des rebellischen Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter, dem mittlerweile mehr als ein Drittel aller Milchbauern angehört. Dennoch befürwortet der DBV unablässig die völlige Mengenfreigabe und heizt so den Preisverfall weiter an.

Die DBV-Chefs argumentieren, gewählte Delegierte hätten diese Beschlüsse gefasst. Mag sein. Aber warum dürfen in dem Verband Schweinemäster und Ackerbauern über die Zukunft der Milchbauern entscheiden? Schließlich verfolgen sie mitunter entgegengesetzte Interessen. Diesen Gegensatz hat der DBV nicht gelöst.

Und wie kann es sein, dass bei Entscheidungen über die Milchpolitik des Verbandes auch Vertreter der Molkereien am Tisch sitzen? Dabei sehen viele Bauern die Milchindustrie eher als Gegner denn als Partner.

Diskussionsmöglichkeiten im Verband sind ohnehin begrenzt. Fast alle Agrarzeitungen gehören direkt oder indirekt dem DBV. Internetforen blieben für Kritiker ein Schlupfloch. Doch selbst dieses wollen die DBV-Granden nun offensichtlich schließen.