Ein Tempel über Bochum

Nach ihrer Zerstörung vor 67 Jahren wird es in der Ruhrgebietsstadt wieder eine Synagoge geben. Ein Kölner Architekt gewann den Wettbewerb mit einem Gebäude auf einem Plateau

VON PETER ORTMANN

Noch besteht die neue Synagoge in Bochum nur aus kleinen Holzklötzchen auf einem Stadtmodell. Aber bereits Anfang des kommenden Jahres soll der erste Spatenstich erfolgen. Gestern wurde der Gewinner des Architektenwettbewerbs im Museum vorgestellt. Sieger ist der Kölner Architekt Peter Schmitz, gemeinsam mit der Landschaftsarchitektin Ulrike Beuter aus Oberhausen. „Damit haben wir einen riesigen Schritt nach vorne gemacht“, sagt Aleksander Chraga, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen. Jetzt habe man endlich ein konkretes Projekt in der Hand und könne sich besser um die Finanzierung kümmern.

Elf Stunden hat die Jury beraten, bis sie sich entschieden hatte. „Gerade die Idee, den Bau neben dem Bochumer Planetarium auf ein eigenes Plateau zu setzten, hat uns überzeugt“, sagt Stadtbaurat Martin zur Nedden, der selbst Preisrichter war. Damit seien Sicherheitsfragen am besten zu lösen. „Leider muss man heute noch darüber nachdenken“, sagt zur Nedden. Architekt Schmitz ist für die Entwicklung seiner Idee viel herumgereist. „Leider ist das Leben in den jüdischen Gemeinden nicht normal“, sagt er. Überall hätten Polizeiwagen vor den Gotteshäusern gestanden. In Aachen habe man ihn sogar vor Mauern gewarnt, weil die die Wirkung von Handgranaten verstärken würden. Sein Entwurf, der im Gegensatz zum Planetarium sehr eckig erscheint, solle an einen Tempels erinnern. Der Gemeindesaal für die 1.200 Mitglieder der jüdischen Gemeinde wird 350 Plätze haben, die Synagoge daneben nur 250. „So viele kommen etwa an hohen Feiertagen“, erklärt Chraga die Diskrepanz.

Das Grundstück wurde wegen seiner Nähe zur Innenstadt und der guten Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz ausgewählt. Als erstes muss nun das Plateau angeschüttet werden. „Dadurch entsteht ein natürlicher Schutz für das Gebäude“, sagt Landschaftsarchitektin Beuter. Es sei dann optisch auch höher als das Planetarium. Auch sie hat die Sicherheitsaspekte für die Synagoge, die im Süden des Stadtparks liegt, immer im Auge. Nur durch drei relativ kleine Tore kommt man in das großzügige Areal, in dem auch Gemeindefeste stattfinden sollen. „Schmale Öffnungen sind eben gut zu sichern“, erklärt Architekt Schmitz.

Sieben Millionen Euro soll die Realisierung des Gewinnerentwurfs kosten. Der Betrag wird – wie bei religiösen Bauwerken üblich – zwischen Land, Stadt und Gemeinde gedrittelt. „Die Mittel sind bereits in den Investitionsplänen von Stadt und Land vorgesehen“, sagt zur Nedden. Um das Drittel der Jüdischen Gemeinde kümmert sich auch ein Bochumer Freundeskreis. Gerd Liedtke konnte gestern bereits einen Scheck über 28.300 Euro übergeben. Der deckt aber gerade die Kosten für den Architektenwettbewerb, an dem 35 Büros teilgenommen haben. Allerdings habe man bereits Spenden aus Übersee, sagt Liedtke.