Franzosen sollen bis zu 60 Stunden arbeiten

Die rechte Mehrheit in Frankreichs Parlament schafft das Gesetz über die 35-Stunden-Woche ab

PARIS taz ■ Mit 370 Ja-Stimmen der rechten Regierungsparteien gegen 180 Nein-Stimmen der linken Opposition ist das Ergebnis eindeutig: Das „35-Stunden-Gesetz“ ist tot. Es wird nur noch dem Namen nach weiterexistieren, weil das Staatspräsident Jacques Chirac so gewollt hat. De facto jedoch sind die Grenzen für die Wochenarbeitszeit und die Jahresarbeitszeit gefallen. Die Arbeitszeit der Beschäftigten in Frankreich wird damit ungeschützter sein als vor der ersten Einführung des Gesetzes 1998.

Bis damals galt in Frankreich die gesetzliche 40-, beziehungsweise in einzelnen Branchen die 39-Stunden-Woche. Die Reform der rot-rosa-grünen Regierung schaffte die verbindliche Wochenarbeitszeit ab und wandelte sie in eine Jahresarbeitszeit um. Viele Beschäftigte haben seither flexiblere Arbeitszeiten.

Nach dem neuen Gesetz ist vorgesehen, dass Beschäftigte künftig bis zu 220 Überstunden leisten können. Und dass die Wochenarbeitszeit auf bis zu 48 Stunden, in Ausnahmefällen sogar auf bis zu 60 Stunden, verlängert werden kann.

Seit Einführung der 35-Stunden-Woche gelten „Ausnahmeregeln“ für die kleinen und mittleren Betriebe, in denen mehr als die Hälfte der Beschäftigten arbeitet. Daher kommt es, dass ein Vollzeitbeschäftigter in Frankreich schon jetzt 1.545 Stunden pro Jahr im Betrieb ist, sein Kollege in Deutschland hingegen nur 1.444 Stunden. Künftig wird dieser Unterschied noch größer werden. DOROTHEA HAHN

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