Die Zukunft der neuen Emscher ist klar

Das Drehbuch für eine saubere Emscher von Dortmund bis Duisburg steht: Gestern wurde der so genannte Masterplan Emscher an alle beteiligten Städte weitergereicht. In zwei Jahren soll der Fluss breiter, sauberer und schöner werden

RUHR taz ■ Niemand soll mehr mit der Nase zur Emscher finden. Seit gestern steht der „Masterplan Emscher-Zukunft“, in wenigen Jahren soll die ehemalige Kloake zu einem idyllischen Fluss mit Auenlandschaft werden. Jetzt prüfen die beteiligten elf Städte des Ruhrgebiets die „Road Map“, wie sie der Vorstandsvorsitzende der Emschergenossenschaft, Jochen Stemplewski, gestern in Oberhausen taufte. In zwei Jahren sollen dann die Bagger rollen – wenn die Städte, das Umweltministerium und Förderfirmen die Pläne absegnen.

Stemplewski und die beteiligten Stadtplaner träumen trotzdem schon jetzt von einer neuen Touristenattraktion, von Reiseführern über die Emscher und idyllischen Vogelschwärmen am Ufer. Bis dahin muss sich die Kloake allerdings noch stark verändern: Um sie zu einem sauberen Wässerchen zu machen, muss erst ein zweiter Fluss her, um die Abwässer von 1,8 Millionen Menschen aufzunehmen. Die Kloake soll künftig in einem unterirdischen Kanal zwischen Dortmund-Deusen und Dinslaken verschwinden. Die künftige Hauptwasserader des Reviers soll spätestens 2014 fließen. Der 51 Kilometer lange Bau ist der längste weltweit. Mit dem unterirdischen Bruder muss die Emscher nur noch eines sein: Sauber und erholsam für alle AnwohnerInnen und TouristInnen.

Eine Forschergruppe kümmert sich noch in diesem Jahr um das künftige Wasser der Emscher. Ohne die Abwasserfracht bleibt ihr nur ein dünnes Rinnsal, deswegen sollen künftig Regengüsse besser genutzt werden. Bisher fließt der Regen, gerade rund um die zubetonierten Flächen am Kanal, ungenutzt in die Kanalisation. „Aus Grau wird in Zukunft blau“, prophezeit Stemplewski. Das bisherige Betonbett wird weichen, dafür soll sich die Emscher wieder schlängeln und breiter fließen dürfen: Die Deiche werden an vielen Stellen zurückgesetzt, aus Schutz vor Hochwasser müssen sie aber bestehen bleiben. Hinzu kommen vor allem drei Bäume: Die Silberweide, die Schwarzerle und Vogelkirsche sollen den „Strom der Bäume“ bilden, ein weiterer Slogan der Genossenschaft für künftige Hochglanzprospekte.

Für die AnwohnerInnen im Emschertal ist die Verschönerungsaktion toll und ärgerlich zugleich: Die Mieten werden voraussichtlich steigen, das Bauland wird attraktiver und mehr nachgefragt. Vor allem das euphemistisch Insel bezeichnete Gelände, ein zusammenhängendes Gebiet, eingeklemmt von Emscher und dem Rhein-Herne Kanal zwischen Castrop-Rauxel und Oberhausen, soll zu einem „Reviera“ werden. Aber auch dafür steht bisher nur der klingende Name: Im Laufe des Jahres soll sich erst einmal eine Ideenwerkstatt gründen.

Für Wasserfans bleibt die Emscher übrigens nach wie vor ein verbotenes Land: Die RevierbewohnerInnen sollen dort vorerst weder mit ihren Booten paddeln noch darin schwimmen. Sie könnten die Tiere stören, die dort bald leben können.

ANNIKA JOERES