schmickler macht ernst
: Fesselewns-Fosbelspill

WILFRIED SCHMICKLER: Der Mann mit der Axt holzt für die taz

Was für ein herrliches Bild: In der Bastei versammeln sich am Karnevalsdienstag Morgen sämtliche Monster-Mützenträger des Kölner Karnevals zum traditionellen Prinzenfrühstück. Es trifft sich das Erlauchteste, was diese Stadt so an Erlauchtem zu bieten hat: die Präsidenten aller Gaga-Garden und Lalla-Gesellschaften, die unvermeidlichen Spitzen von Rat und Verwaltung und natürlich die zahlreichen Wirtschaftsvertreter, ohne deren Sponsoren-Kohle das ganze Spektakel wahrscheinlich bei Merzenich am Chlodwigplatz stattfinden würde.

Und dann wird bilanziert: Traumhafte Session! Exzellentes Trifolium! Wunderschöner Zoch! Es läuft das übliche Schulter- und Schenkelklopfen. Natürlich wissen die anwesenden Chef-Brauchtümler auch, dass die fünf tollen Tage in diesem Jahr zu den brutalsten gehörten, die diese Stadt je gesehen hat: Schlägereien, Raubüberfälle und schwere Körperverletzungen bei unzählbaren Auseinandersetzungen, denen ein Polizeibeamter der Innenstadtwache „menschenverachtenden Charakter“ attestiert. Aber das lag erstens am schönen Wetter und zweitens gehört es eben dazu. Genau wie die Zehntausenden von Wildpissern, Freiluftkotzern und Alkopoppern, die dafür sorgen, dass auch am Aschermittwoch nicht alles vorbei ist. Zumindest was den Gestank angeht.

Doch davon lässt sich so ein echter kölscher Oberjeck nicht das Prinzenfrühstücks-Ei versalzen. Der einzige, der an diesem euphorischen Morgen in der Bastei für ein wenig Verstimmung sorgte, war ausgerechnet der scheidende Zugleiter Alexander von Chiari, der den versammelten Karnevalskappenköppen das Motto für die Session 2005 präsentierte: „E Fesselewnsfosbelspill“. Da fragt man sich, war der Mann besoffen oder wollte er sich nur dafür rächen, dass er nicht Nachfolger von Haho Engels geworden ist? Der einzige, der dieses Balla-balla-Motto „toll“ fand, war natürlich der Schrammafritz: „Das ist kurz, knapp, verspielt und kölsch“. Und der Fritz muss es ja wissen. Der ist immerhin Obrbürjemstr!