Urdrüs wahre Kolumne
: Fröhlichkeit auch ohne Radau

Ein schmuddeliges Kino in Bahnhofsnähe hat Lebensborner und Rechtsaußenanwalt Jürgen Rieger als Immobilienhai des braunen Sumpfes schon vor einiger Zeit in der Rattenfängerstadt Hameln gekauft und will es am heutigen Sonnabend mit politpornografischen Filmen aus dem Schweinekober des Deutschen Reiches bespielen und durch Auftritte von Gaurednern wie Thorsten Heise und Thomas „Steiner“ Wulff zur Thingstätte des nazionalen Brechdurchfalls machen. Die Stadtverwaltung hält noch tapfer mit fehlender Gewerbegenehmigung und Hinweisen auf Baufälligkeit dagegen – sollten die beschworenen Gefahren für potenzielle Besucher jedoch tatsächlich bestehen, hoffe ich auf Genehmigung im Eilverfahren: 300 aus dieser Kundschaft mit einem Schlage in Walhall – was wäre das für ein schöner Tag!

Die Angst vor Frauen auf der Kanzel, die den Martiniprediger Jens Motschmann und seine Herde jetzt in die adäquate Gesellschaft des Klerikalextremisten Janis Vanags aus Lettland brachte und diesen wunderlichen Bischof gar am vergangenen Sonntag in der bekenntnisbewegten Trutzburg predigen ließ, mag man Motschmann ja aus verengt-familiärer Sicht der Dinge gern zugestehen, aber kann man so eine seelisch verkümmerte Bangebüx wirklich auf die Christenheit und namentlich auf angehende KonfirmandInnen loslassen? Man bedenke: Kirchenvater Origines hat sich in Furcht vorm Weibe seinerzeit die eigenen Eier abgerissen!

Wo die Bremer Protestanten nach Einsparpotenzialen im Personalhaushalt suchen – hier wäre der ideale Kandidat. Sein Frauchen wird den alten Hexenjäger schon nicht verkommen lassen und bei der „Tafel“ wird man diesen Kostgänger auch noch verkraften können, solange er sich bei Abholung der Gaben anständig benimmt.

Ausgerechnet in einem Stapel des szenetümelnden Hausmagazins von Burger King entdecke ich dieser Tage jedem Exemplar liebevoll beigelegte Hefte der linken Jugendzeitschrift „Rotdorn“ aus Berlin und empfehle tief beeindruckt dieses offensive Marketing auch als geeignetes Instrument für Flugblätter, Pamphlete und sonstige Publikationen gegen das System der Ackermänner: Vielleicht könnte man zur Popularisierung der zugrundeliegenden Ideen noch ein paar Coupons für Hot Red Chili Burger zum Ausschneiden abdrucken!

Als ich am vergangenen Sonntagmorgen von Bremen Hauptbahnhof gen Hannover reisen will, stoßen auf dem Bahnsteig angehende Kohlfahrer mit einer Horde kläglich kostümierter Karnevalisten auf dem Weg zum Umzug nach Braunschweig zusammen. Beide Seiten versuchen, sich durch unkontrolliertes Trinken und das Abnudeln von Stimmungsliedern aus mitgeführter Unterhaltungselektronik in Fahrt zu bringen, worauf sich eine ältere Dame mit diesen trefflichen Worten an beide Seiten wendet: „Echte Fröhlichkeit, die kommt von innen, da braucht es doch keinen Radau!“ Betreten schweigen nunmehr beide Lager und das Aufdrehen der nächsten Flasche Apfelkorn entlarvt sich als reines Verlegenheitsritual zur Abwehr der Macht des aufrechten Wortes!

Wirklich unverschämt, wie der Sanitätsgefreite Bernd E. Neumann aus der CDU-Ecke des Bremer Problems seine Sozi-Kumpel jetzt für NPD-Erfolge verantwortlich macht. Dabei waren die doch so brav, kürzlich die rechtsextremistisch-ausländerfeindlichen Ausschweifungen seines Unionskameraden Thomas Röwekamp in der parlamentarischen Abstimmung einfach so passieren zu lassen: Solidarität darf doch in dieser Notgemeinschaft keine Einbahnstraße sein!

Von Teilnehmern einer evangelischen „Rüstzeit“ auf Borkum erhielt ich jetzt ausgesprochen liebenswürdige Kartengrüße. Da keine Adresse angegeben war und die Unterschriften nicht recht lesbar waren, grüßt auf diesem Wege freundlichst zurück

Ulrich
„Amos“ Reineking