Kommunen haben kein Geld für Kinder

Mehr Plätze für die Betreuung der Kleinkinder fordert die Bundesregierung. Auf einer Tagung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands wurde debattiert, wie das geht. Aber solange die Kommunen kein Geld dafür haben, geht gar nichts

Bremen taz ■ Alle reden über bessere Betreuungsangebote für Kinder, getan hat sich in den letzten Jahren wenig. Nun hat die rot-grüne Bundesgierung ein „Tagesbetreuungsgesetz“ (TAG) beschlossen, nach dem die Kommunen für 20 Prozent der Kinder einen Krabbelgruppen-Platz bereitstellen sollen. Das Angebot soll das Recht auf einen Kita-Platz ergänzen, das auf die Drei- bis Sechsjährigen begrenzt ist. Der Haken bei der Sache: Für die Finanzierung der Kinder-Angebote sind die Kommunen zuständig. Jedes Jahr sollen die Kommunen über den Stand der Entwicklung berichten, steht in dem Gesetz – mehr Druck kann die Ministerin nicht ausüben. Zur Finanzierung gab es daher nur einen Hinweis: Die Kommunen können ja die durch die Sozialhilfe-Reform (Hartz IV) eingesparten Gelder für die Kinderbetreuung ausgeben, schlug die Ministerin vor.

Der Bremer Finanzsenator hat das strikt abgelehnt. Und die Sozialsenatorin hat mit Verweis auf ihre leere Kasse erklärt, dass sie solche Ziele nicht verfolgen kann. Nun hat der Paritätische Wohlfahrtsverband, der freie Träger von Kindergarten-Einrichtungen vertritt, eine Tagung veranstaltet – um der Sozialsenatorin den Rücken zu stärken, wie das der Fachsprecher des DPWV, Herbert Förster, formuliert. In diesem Jahr werden wegen des Geburtenrückgangs 250 Kinder weniger in den bremischen Kitas erwartet, im kommenden Jahr noch einmal 50 Kinder weniger. Man könnte doch, so das Konzept, anstatt Kitas leer stehen zu lassen, die Krabbelgruppen-Kinder in die Kita-Gruppen aufnehmen.

In Walle wird dieses Konzept in der Kita, die das Frauenprojekt „Quirl“ betreibt, schon praktiziert. „Wie in einer Familie“ werden da Zweijährige und sogar auch Hort-Kinder, die vormittags in die Schule gehen, zusammen betreut. Und da lernen die ganz Kleinen von den Großen sprechen, und die Größeren können auch mal matschen wie die Kleinen. Der Haken: Man braucht für das differenzierte Angebot in einer Gruppe deutlich mehr Personal. 17 Kinder sind in einer Gruppe, zwei Betreuerinnen allein würden das nie schaffen ohne weitere Hilfen.

Die Bremer Lobbyistin für die evangelischen Kitas, Ilse Wehrmann, hat nicht nur eine bessere – und teurere – Qualifizierung der Kita-Mitarbeiterinnen gefordert, sondern auch eine „Kinderkasse“. Bund, Länder und Gemeinden müssten da einzahlen, Eltern würden „Gutscheine“ für die gezielte Bildung ihrer Kinder bekommen. „Ich glaube, dass wir ohne eine Zuständigkeit des Bundes für den Kindergartenbereich nicht von der Stelle kommen“, meinte Wehrmann in ihrem Resümee nach fünf Jahren Engagement als Bundesvorsitzende der evangelischen Kita-Einrichtungen. kawe