Aus für das Vorher-nachher-Foto

Ministerium will Werbung für Schönheitsoperationen stark einschränken. Denn selbst Standard-OPs sind gefährlich. Pro Jahr legen sich etwa 300.000 Deutsche unters Messer

BERLIN taz ■ Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) will den Profiteuren des Jugendwahns die Arbeit erschweren. Werbung für Schönheitsoperationen soll künftig nur eingeschränkt möglich sein. Der Prospekt, der die „harmlose Busen-OP“ preist, und das Vorher-nachher-Foto, das fürs Fettabsaugen wirbt, wären dann verboten. „Kosmetische Operationen sind nie ganz ungefährlich. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie so selbstverständlich werden wie der Gang zum Friseur“, sagte Schmidt.

Künftig sollen nicht nur medizinisch notwendige, sondern auch rein kosmetische Eingriffe unter das Heilmittelwerbegesetz fallen. So sieht es ein Referentenentwurf vor, den das Ministerium jetzt vorgelegt hat.

Wird er umgesetzt, unterläge die Werbung für Brustimplantat, Schmollmund und Stupsnase strengen Auflagen. Die Vermarktung dieser Eingriffe würde zwar nicht gänzlich verboten – die „suggestive und irreführende“ Anpreisung kosmetischer Operationen aber wäre illegal.

Einen mächtigen Verbündeten immerhin weiß Ulla Schmidt auf ihrer Seite: die Bundesärztekammer. Ihr Präsident, Jörg-Dietrich-Hoppe, begrüßte den Entwurf. Es sei wichtig, „eine ethische Grenzlinie gesetzlich abzusichern“ – und die Folgen eines „völlig überzogenen Schönheitsideals“ zu bekämpfen. Weil die Ärztekammer dies nicht allein der Politik überlassen will, hat sie im Oktober ein Projekt initiiert: die „Koalition gegen Schönheitswahn“, der sich Politiker, Lehrer und Sportverbände angeschlossen haben.

Sie reagieren damit auf zwei Entwicklungen. Zum einen werden plastisch-chirurgische Eingriffe dank Boulevardpresse und TV-Dokus immer populärer. Etwa 300.000 Mal im Jahr legen sich hierzulande Gesunde unters Messer. Jeder Zehnte von ihnen ist noch ein Teenager. Auf der anderen Seite mehren sich die Studien, die zeigen: So ungefährlich, wie die Werbeprospekte es nahe legen, ist der chirurgische Weg zur großen Oberweite oder schlanken Taille nicht. Immerhin zwei von hundert Patientinnen erleiden nach der Brust-OP eine Infektion, fand jetzt die Schweizer Medizinerin Brigitte Pittet heraus. Als unterschätzt gilt auch die Standard-OP Fettabsaugen: Immer wieder erkranken Patienten lebensgefährlich. Sie erleiden schwere Infektionen oder Lungenembolien, ermittelte unlängst der Bochumer Mediziner Hans Ulrich Steinau.

Auch mit Blick auf solche Studien räumt Ulla Schmidt ihrer Novelle gute Umsetzungschancen ein. In dieser Frage bestehe „Konsens mit dem Bundesrat“, versicherte das Ministerium.

COSIMA SCHMITT