Russland plädiert für eine neue Weltleitwährung

SCHWELLENLÄNDER Bric-Staaten rücken zusammen und fordern eine vielseitigere Weltordnung

BERLIN taz | Ohne uns läuft nichts mehr. Nicht in der Bekämpfung der Krise. Nicht beim Aufbau neuer Strukturen für das Finanzsystem. Diese Botschaft ging vom Gipfel der Bric-Länder Brasilien, Russland, Indien und China aus, deren Regierungschefs am Dienstag im westsibirischen Jekaterinburg zusammentrafen. Die wichtigsten Schwellenländer wollten gemeinsame Positionen für die nächsten großen Treffen der Vereinten Nationen und der G 20 absprechen. Das Treffen dauerte bei Redaktionsschluss noch an.

Chinas Regierungschef Hu Jintao erklärte, sein Land werde 10 Milliarden US-Dollar bereitstellen, um die ehemaligen Sowjetrepubliken Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisien bei der Abfederung der Krisenfolgen zu unterstützen. Der russische Präsident Dmitri Medwedjew forderte Alternativen zum US-Dollar als Weltleitwährung. Damit steht er nicht allein. Auch die internationale Expertengruppe, die unter Leitung des US-Ökonomen Joseph Stiglitz für die UN-Krisenkonferenz in der kommenden Woche eine Vorlage zum Umbau des Finanzsystems erarbeitet hat, hält die Doppelrolle des US-Dollar als nationale und Weltleitwährung für überholt. Sie will prüfen, ob die bisherige Kunstwährung des Internationalen Währungsfonds (IWF) ausgebaut werden kann. Allein die vier Bric-Staaten haben Devisenreserven von mehr als 2,8 Billionen US-Dollar angelegt, um ihre Landeswährungen zu stützen und Exporte zu schützen. Das macht sie besonders abhängig von der US-Währung.

Auch bei den globalen Institutionen stellen die Bric-Staaten die Vormachtstellung der US-Amerikaner und Europäer in Frage. Sie vertreten rund 40 Prozent der Weltbevölkerung, tragen gut 15 Prozent zur globalen Wirtschaftsleistung bei und halten knapp 42 Prozent der weltweiten Währungsreserven. Das spiegelt sich aber nicht in der Machtverteilung beim IWF wider. So hat Brasilien knapp 1,4 Prozent der Stimmanteile inne, während beispielsweise Belgien mit einer nur ein Drittel so großen Volkswirtschaft auf gut 2 Prozent kommt.

Russland und China haben zuletzt schon angefangen, einen Teil ihres bilateralen Handels von US-Dollar auf Rubel und Yuan umzustellen. Auch der Handel zwischen Brasilien und China soll demnächst statt in der globalen Leitwährung in den nationalen Währungen abgewickelt werden. BEATE WILLMS