Planwirtschaft ade

Basketball-Bundesligist Bayer Giants Leverkusen verliert und droht die Playoffs zu verpassen. Druck wächst

„Die, die das hier alles bezahlen, wollen natürlich auch Leistungen sehen“

LEVERKUSEN taz ■ Eine deutlich spürbare Spannung lag im Raum. Heimo Förster hatte auf der Pressekonferenz in der Leverkusener Dopatka-Halle das Wort. Gut 20 Fans saßen dort, sie waren nicht gerade froh. Förster holte tief Luft. „Ähm, tja“, sagte der Trainer der Bayer Giants Leverkusen und sprach von „der Disziplinlosigkeit“ seiner Mannschaft, die es wieder einmal fertig gebracht hatte, ein Spiel trotz sehr guten Starts noch zu verlieren. „Wir haben viele Aktionen mit wilden Würfen zu früh abgeschlossen.“ Leverkusen verlor am Samstagabend in der Basketball-Bundesliga 88:98 gegen Oldenburg. In der zwölften Minute hatten die Giants mit 14 Punkten vorne gelegen.

Bis auf Kapitän Denis Wucherer, dem 26 Punkte und sieben Rebounds gelangen, zeigten aus der Startformation nur Gordon Geib und Sven Schultze ein ordentliches Spiel. Die Anderen wurden im Laufe des Spiels immer nervöser. Bezeichnend war der Auftritt des jungen Flügelspielers Alexander Seggelke: Erst gelangen dem 24-Jährigen ein paar Würfe nicht, schließlich traute er sich kaum noch, auf den Korb zu zielen. Nationalspieler Wucherer: „Wir starten gut und begehen plötzlich Fehler wie eine Juniorenmannschaft.“

Und dabei haben die Bayer Giants einen vom Konzern vorgegebenen Dreijahres-Plan zu erfüllen. 2002 wurde ein neues Team aufgebaut. Mit jungen deutschen Spielern, dem 31-jährigen Routinier Wucherer und wenigen ausländischen Profis soll Leverkusen, der einstige Serien-Meister, wieder in die Spitze der Basketball-Bundesliga vorstoßen. In dieser Saison, so gibt es der Plan vor, sollten die Giants so weit sein, um die deutsche Meisterschaft zu kämpfen. Im Moment müssen die Leverkusener jedoch sogar um das Minimalziel Playoff-Teilnahme fürchten. Der Abstand beträgt sechs Punkte. „Das ist natürlich nicht das, was wir geplant haben“, sagt Manager Thomas Deuster. Natürlich gebe es auch Druck von oben. „Die, die das hier alles bezahlen, wollen natürlich auch Leistungen sehen.“

Wie es in der nächsten Spielzeit weitergeht, weiß momentan niemand. In Leverkusen kursiert sogar das Gerücht, es sei nicht einmal gesichert, dass sich Bayer weiterhin eine Basketball-Mannschaft in der Bundesliga leisten werde. Klar ist nur: Fast alle Spieler-Verträge laufen zum Saisonende aus, gleiches gilt für Trainer und Manager. „Wir müssen uns alle mit unseren Leistungen für neue Verträge empfehlen“, meint Wucherer. Es gelte jetzt erst einmal, die Playoff-Teilnahme doch noch zu schaffen. „Natürlich würde es mit mehr Spaß machen, bei einer Mannschaft zu spielen, die Chancen auf die Meisterschaft hat“, sagt Wucherer. 2002 kam der Nationalspieler deshalb nach Leverkusen. Der optimistische Dreijahres-Plan der Bayer Giants ist offensichtlich gescheitert.

CHRISTIANE MITATSELIS