ganztagsgrundschulen
: Nur die halbe Reform

Es spricht einiges für die flächendeckende Einrichtung von Ganztagsschulen im Ruhrgebiet: Vor allem berufstätige Eltern wissen ihre Kinder am Nachmittag in guten Händen und nicht vor dem Fernseher. Auch Kinder freuen sich laut Umfrage auf das Nachmittagsprogramm in der Schule, das ihnen Sportvereine, Musikschulen und Wohlfahrtsverbände bieten. Wenn es aber darum gehen soll, die Schulnoten vor allem der sozial schwachen Kinder zu verbessern, muss noch mehr getan werden. Zu Unrecht verkauft das Bildungsministerium Ganztagsgrundschule als Antwort auf PISA.

KOMMENTAR VONNATALIE WIESMANN

Um Kinder mit Lernproblemen zu fördern, dürfen nicht Kindergärtnerinnen mit der Hausaufgabenbetreuuung beauftragt werden. Um auf die individuellen Defizite der SchülerInnen eingehen zu können, müssen die Gruppen verkleinert werden – nach dem Vorbild der Horte. Außerdem wäre es angebracht, einen Teil der Bespaßung am Nachmittag mit schulischen Elementen zu verbinden.

Um ein auch pädagogisch wertvolles Ganztagsangebot zu gestalten, muss aber mehr Personal geschult oder eingestellt werden. Eine Stadt wie Gelsenkirchen ist dabei doppelt bestraft: Sie ist bankrott, muss aber überdurchschnittlich viele Kinder aus sozial schwachen Familien beschulen, die kein Schulgeld zahlen können. Wenn es dafür von Bund oder Land keinen finanziellen Ausgleich gibt, hat die ganze Reform nichts gebracht.