fußpflege unter der grasnarbe
: Versuchskaninchen

Ein Blick in den Kabinenspiegel offenbart das Grauen: Wie dereinst zu Zeiten des Oberlippenflaums zieren blutige Male die Gesichtszüge von Robert Palikuca. Aus kleinen roten Flecken auf dem gefliesten Boden sind nach vier Klingen und zig Zügen mit dem kleinen, gelben Einmalwerkzeug Blutlachen geworden. Er wollte nach der Kratzerei aussehen wie David Beckham: glatt rasiert, männlich. Stattdessen könnte er in einem Amateur-Splatter-Film mitspielen.

Bluten für St. Pauli – eine neue Retter-Aktion? Eigentlich nicht. Vielmehr verdingten sich Robert Palikuca, Morad Bounoua, Andreas Meyer und Rico Hanke vergangene Woche als Versuchskaninchen für das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Was Stiftung Warentest kann, kann das ARD-Magazin plusminus schon lange und außerdem viel besser. Während die Warentester der Republik wissenschaftlich den tieferen Sinn von drei oder vier Klingen in einem silbrigen Plastikgehäuse untersuchten, wagte sich der Vertreter der Gebührenzahler an den Feldversuch mit „echten Männern“. Nach schweißtreibenden Stunden auf dem satten Grün des Millerntors mussten die für die Quote bluten.

Turbo, Quattro, M3 Power und der schnittige Flitzer Cerrus Homme in Sonnengelb sollten des Fußballers Barthaar trimmen. Jeweils zwei Tage testeten die Ballkünstler die Plastikschneider. Schnelligkeit, gute Kurvenlage, perfekte Lenkung – wie die großen Namensvetter suggerieren die Klingen ein fantastisches (Über-den-Bart-)-Fahrerlebnis. Unter den Kurvenstars der ARD war auch jener Nassrasierer, der David Beckhams Gesicht so rein und weich erscheinen lässt. Mit Mikroimpulsen soll der M3 Power die Barthaare des gestressten Mannes aufrichten, bevor die schärfsten der scharfen Klingen die Stoppeln präzisest absäbeln. Rico Hanke fand für das Rasiererlebnis mit dem schwingenden Wunderding genau zwei Worte: „Er vibriert.“ Für zweiundzwanzig Cent plus Batterie kann sich jeder Amateurkicker also fühlen wie Becks – ob die Frau zu Hause dann allerdings aussieht wie Victoria bleibt zu bezweifeln, vielleicht wenn Mann sich etwas Rasierschaum in die Augen schmiert.

Gut angekommen ist der Testsieger bei Stiftung Warentest, der um sechs Cent pro Rasur günstigere Mach3 Turbo. Doch spektakulär war die Fahrt nicht, eher wie eine Spritztour bei Tempo 50, bei der noch nicht mal das Haupthaar vom Wind zerzaust wird. Gewinner des ARD-Tests ist der Quattro, den Andreas Mayer mit den Worten „Sehr gut. Er ist sehr schwer, was das Rasieren einfacher macht,“ kommentierte. Der breitere Griff hat dem Quattro die Pole Position vor dem M3 Power gesichert. Klasse, ARD, was ihr alles aus so einem Test rausholt! Rico Hanke will den M3 Power jedenfalls weiterverwenden, verkündet plusminus, mindestens so lange die Batterie hält. Dieser Beitrag war somit doch Teil einer neuen Retter-Aktion – er rettet die Vier in den nächsten zwei Wochen vor dem Gang in den Supermarkt neben dem Stadion. Ersatzklingen hat die ARD bestimmt auch noch spendiert. Schnitt und aus.