Nur Klischees

Betr.: „Von Kohlkönigen und Kreuzen“, taz bremen vom 10. 02. 05

„Kern“ des Artikels ist die Weiterverbreitung des Klischeedenkens von den scheinbar Erfolgreichen und den scheinbar nicht Erfolgreichen. Eine wahre Freude für all diejenigen, die immer mehr danach schreien – und ich kann diese Stimmen fast real hören: „Ach, schon wieder so ein teurer, unnützer Motivationsmist, der für die ‚Untauglichen‘ zur Verbesserung der Zahlen von uns finanziert wird…“ Die taz gibt diesem ‚Irrgedankentum‘ einmal mehr Feuer und das ist enttäuschend. Als Assistentin des Kurses kenne ich die Menschen, die hier auch namentlich genannt werden. „Vom Erfolg wenig verwöhnte Teilnehmer von Beschäftigungsmaßnahmen…“, heißt es gleich nach der bildzeitungsmäßig reißerischen Glanzleistung einer Überschrift. Die meisten Teilnehmer sind übrigens 20 bis 25 Jahre alt. Wer ist eigentlich heutzutage überhaupt erfolgsverwöhnt in dieser Altersklasse? Erfolg fängt längst nicht mehr im Mutterbauch an und ist heute oft durch Brüche und Neuorientierungsphasen gekennzeichnet. Das sollte eine Journalistin eigentlich wissen. Statt dessen wird in dem Artikel der „Kern“ von LWP als konzeptionelle Grundlage für den beschriebenen Kurs völlig irritierend für den nichts ahnenden Leser dargestellt. Noch fataler ist der O-Ton an dieser Stelle: „Auf den ersten Blick gehört hier keiner zu denen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt begehrt sind.“ Woher will die taz-Journalistin das wissen? Eines ist jedenfalls deutlich: Ein Klischee hat sich für mich als Klischee erwiesen! Die angeleiteten Gruppenarbeiten förderten wesentlich mehr zu Tage als „Spinat“, „Kühe“ oder „Cocktails“. Das Arbeitsverhalten ist vorbildlich; selbst organisiert, verlässlich, engagiert und intelligent. PETRA BOHLEN, Schwanewede