Lobby für Raumfahrt

Wirtschaftsförderausschüsse sollen Geld für Lobby-Arbeit geben. Job geht an pensionierten EADS-Direktor

Bremen taz ■ Die Raumfahrtindustrie, eine pflegebedürftige Branche. Die Telekommunikationssatelliten werden wirklich gebraucht, aber wer braucht eigentlich eine Raumstation? Ohne den Staat als Auftraggeber liefe da nichts, und selbst ein europäisches Land wäre mit den Kosten überfordert, deswegen teilen sich mehrere Staaten in der ESA die Kosten. Entsprechend groß ist die Bürokratie im Verteilungskampf um die Mittel. Für Bremen zählt die Raumfahrtbranche samt Zulieferer als „Schlüsselindustrie“, deshalb will die Wirtschaftsbehörde die Lobby-Arbeit verstärken: Ein „Raumfahrtkoordinator“ soll her.

Mit Gerhard Schneider steht ein erfahrener Mann zur Verfügung, der jahrelang als Ingenieur und dann als „Direktor für Außenbeziehungen und Strategie“ die Geschäftsentwicklung der EADS gesteuert hat. Praktischerweise ist er gerade 2004 in Pension gegangen und könnte gegen Aufwandsentschädigung die Lobby-Arbeit für Bremen machen – 20.000 Euro pro Jahr will ihm das Wirtschaftsressort zur Verfügung stellen. Der Koordinator soll „konkretisieren und bündeln“ und die Bremer Raumfahrtaktivitäten „zwischen Industrie, wissenschaftlichen Einrichtungen, Politik und Verwaltung abstimmen“, so steht es in der Begründung der Wirtschaftsbehörde für die Bewilligung der Gelder. Weiteres Personal sei „nicht erforderlich“, die „Anbindung“ der Funktion sei „kurzfristig festzulegen“, und: „Die Industrie hat eine Beteiligung an der Finanzierung signalisiert.“

Das Behördenpapier ist so wirr wie nichts sagend, weil man mit der Begründung „irgendwie“ kein Geld beantragen kann. Irgendwie soll der Mann die Lobby-Arbeit der beiden betroffenen Industrieunternehmen EADS und OHB unterstützen. Hintergrund ist die Hoffnung, dass die Bundesregierung im Rahmen einer „Modellregion für den Raumfahrtstandort Deutschland“ Bremen mit Geldern bedenken könnte.

Und auch auf EU-Ebene könnte Lobby-Arbeit für den prestigeträchtigen Bereich nützlich sein – zuständiger Kommissar ist der Deutsche Günter Verheugen. Schließlich will man den Bayern nicht das Feld überlassen, denn der Freistaat hat bereits einen „Koordinator“ für den Lobbyismus. Klar ist aber eines: Der Posten ist eine Angelegenheit des Landes, Geld von der EADS dafür gibt es nicht, sagt EADS-Chef Josef Kind. kawe