KOMMENTAR VON KAIJA KUTTER
: Zu schnell zu viel gewollt

Jetzt gehen jene auf die Straße, die die Reformen werden ausbaden müssen

Es liegt was in der Luft. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate gingen Tausende SchülerInnen und Studierende auf die Straße. Auch in Hamburg – wo auf keinem Transparent die amtierende grüne Schulsenatorin angegriffen wurde. Kein Wunder: Hamburgs Schulbehörde führt Dinge ein, die jetzt auch die SchülerInnen fordern, längeres gemeinsames Lernen etwa, und Noten erst ab Klasse 6.

Leidensdruck allerdings gibt es auch an Hamburgs Schulen – so wie in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und dem Rest der Republik. Es geht um die Reformen, die das Lernen schneller und effizienter machen sollen. Ihr Symbol ist das Turbo-Abitur: Die Forderung, es wieder abzuschaffen, gilt als unrealistisch.

Aber gerade gehen die auf die Straße, welche die Sache werden ausbaden müssen. Die noch in den Windeln lagen, als diese Reformen geplant wurden – und die nie gefragt wurden, ob es ihnen passt.

Das gilt auch für das Bachelor-Master-System: Ein mehr an Struktur im Studium ist gut – aber es wurde übertrieben. Die Generation Turbo wird durch die Ausbildung gehetzt.

Die gestrigen Demonstrationen werden wieder die Experten auf den Plan rufen. Sie werden sagen, dass die Reformen an sich nicht schlecht seien, wenn auch bei der Umsetzung nachgebessert werden müsse. Das war schon öfter zu vernehmen – und vielleicht ist es einfach falsch.