Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Auch wenn Rot-Grün in Kiel die Landtagswahlen gewinnt, kann Angela Merkel immer noch CDU-Kanzlerkandidatin werden. Gefährlich sind für sie nur die Wahlen in NRW. Ansonsten gibt die Union weiter den ratlosen Heiltheoretiker

Was war schlecht in der letzten Woche?

Stoiber hat allen Schröder-Gegnern NPD-Wahl empfohlen.

Was wird besser in dieser?

Hört wieder keine Sau auf Stoiber.

Rot-Grün will das Versammlungsrecht verschärfen, damit die NPD nicht am 8. Mai vor dem Holocaustmahnmal demonstrieren darf. Ist das klug?

Nein, aber rührend.

Es wird derzeit viel über die NPD und den richtigen Umgang mit den Rechtsextremen debattiert. Was läuft falsch?

Klassisches Argument gegen große Koalitionen ist stets die Warnung vor den dann „erstarkenden Rändern“, meist unter Verweis auf die letzte braune Blüte der NPD am Ende der ersten großen Koalition. Wenn wir diese Eiter-Reaktion aber auch bekommen ohne erklärte, nur informelle große Koalition – dann sollte die wenigstens ihren Job machen. Neoliberal tendieren alle vier Bundestagsparteien, sollen sie ihren Reformkrempel schnell und professionell durchziehen und damit wieder in die Lage kommen, unterscheidbare Politikangebote zu machen.

Schröder wollte am 8. Mai eine überparteiliche Großdemo. Die wird es wohl nicht geben, weil die Union nicht will. Wäre die Demo sinnvoll – oder zu viel Aufmerksamkeit für eine rechtsextreme Sekte?

Was die Mitte nicht besetzt, lässt sie den Rändern. Vor dieser Logik ist auch die Frage nach einem modernen oder angemessenen Nationalgefühl sinnvoll. Man muss Lichterkettenkracher nicht sexy finden, aber sich jeden Scheiß bieten zu lassen, ist auch nicht wirklich cool. Die Union kann ja separat gegen den Sympathisantensumpf in ihren eigenen Reihen demonstrieren, wenn’s was Eigenes sein soll.

Ist die NPD wirklich so gefährlich, dass sie verboten werden muss?

Die NPD ist autoritär strukturiert, und da steht der gemeine Dumpfkopf drauf. Nicht wegen ihrer Gefährlichkeit gehört sie verboten, sondern weil sie eine sehr beschränkte Auffassungsgabe haben, beide zusammen. Vulgo: Die verstehen das sonst nicht.

Am Sonntag wird in Schleswig-Holstein gewählt. Ein rot-grüner Sieg scheint möglich. Würde das Angela Merkel sehr schaden?

Noch nicht. Ein Sieg Simonis’ wäre nicht wirklich ein Argument gegen Frauen als Spitzenkandidatinnen. Für die Unkenntlichkeit Carstensens ist Merkel nicht wirksam verantwortlich zu machen. Entscheiden wird Rüttgers’ Ergebnis in NRW.

Das Kanzlerkandidatenspiel bei der Union ist wieder offen und soll 2005 entschieden werden. Wovon hängt es ab, ob Merkel Kandidatin wird?

Siehe oben: NRW für die CDU zu vergeigen sah wie eine schwere Aufgabe aus. Schafft das Merkels Mann, ist die Sache wieder offen.

Seit die Zahl von fünf Millionen Arbeitslosen in der Welt ist, verliert die SPD in den Umfragen. Was kann sie dagegen tun – außer hoffen, dass die Leute sich dran gewöhnen?

Nach der Folie „Dr. Schröder mit der bitteren Medizin und der argen Schwester Clement“ müssten sie sogar nachlegen, um die eiernde Union weiter wie einen ratlosen Heiltheoretiker vor sich herzutreiben. „Das Problem eskaliert einer Lösung entgegen“ spricht für die Regierung – „Wir wälzen das stagnierende Problem anderen vor die Tür“ hülfe der Opposition.

Horst Köhler ist ein gutes dreiviertel Jahr im Amt. Wie hat er sich bislang gemacht?

Mich stört er nicht.

Und was macht Borussia Dortmund ohne Niebaum?

Sicher ist, dass der Club eine Hochphase in den 60ern und dann die bald so gehießene „Ära Niebaum“ in den 90ern und Nullern haben wird. Unsicher ist, wie schnell es jetzt wieder gen Zweite Liga geht.

FRAGEN: STEFAN REINECKE